Der Periplaneta-Verlag versorgt mich seit Jahren mit kleinen erstaunlichen Urban-Fantasy Werken, die sie in schöner Regelmäßigkeit in der Edition Drachenfliege präsentieren.
Wenn mir die Verlagscheffin Marion Alexa Müller also eine Neuerscheinung ankündigt, greife ich inzwischen bedenkenlos zu. Auch wenn die Werke nicht unbedingt komplett meinen Geschmack treffen, habe ich inzwischen aber das sichere Gefühl, etwas vor die Augen zu bekommen, das auf irgendeine Art und Weise Ungewöhnliches bietet.
Im März erblickte Die Gleichheit der Blinden von Nora Beyer das Licht der Prenzlauer Bergwelt. Ich bin mit meiner Rezension wieder spät dran, aber sie im Erscheinungsjahr online zu stellen ist ein Selbst-auf-die-Schulter-klopfen wert.

Die Gleichheit der Blinden von Nora Beyer, Cover: Nicole Altenhoff
Die Gleichheit der Blinden wird vom Verlag als »dystopischer Fantasy-Roman und eine Hommage an die Vielfalt und die Kraft der Gedanken« beschrieben. Das Wort Dystopie lässt bei mir alle Alarmglocken schrillen, denn es ist in meinem Lieblingsgenre ein Synonym für Tragödie.
Nora Beyer wählte für ihre Geschichte eine ähnliche Form wie schon Micheal Ende in seiner Unendlichen Geschichte. Das Mädchen Anna lebt in einer postapokalyptschen Welt, die durch Gleichschaltung und Verbannung jeglicher Fantasterei in eine mittelalterliche Lebensweise zurückgefallen ist. Anna kommt auf einem Scheiterhaufen zu sich und kann den Flammen gerade noch entfliehen.
Elsa hingegen ist eine Waise, lebt in unserer Zeit und verfügt über eine blühende Fantasie. Zumindest sieht sie eine Menge seltsamer Dinge, was ihr bisher über kurz oder lang noch bei jeder Pflegefamilie Probleme einbrachte.
Die Wege der beiden Mädchen und damit ihre Welten scheinen miteinander verbunden zu sein. Sowohl in Leid als auch im Schmerz.
Tatsächlich wird besonders Elsas Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik zu einem eindringlichen und besonders düsteren Teil des Romans. Nora Beyer wollte ganz offensichtlich weder eine normale Questfantasy schreiben noch ein fröhliches Girlpower-Abenteuer. Ihre Heldinnen werden von einer feindlichen Umwelt getrieben. Sie kämpfen um ihr Überleben und lernen dabei, dass all die Widerstände und Angriffe sich gegen ihr Wesen richten. So zahlreich die phantastischen Elemente in Die Gleichheit der Blinden auch sind, im Kern geht es um die gnadenlose und alltägliche Unterdrückung von Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Also eigentlich mehr ein Plädoyer für Toleranz als eine Hommage. Hatte ich so nicht erwartet. Eine wunderbare Überraschung.
Mehr zum Buch drüben beim Fantasyguide in meiner Rezi: Die Gleichheit der Blinden von Nora Beyer
Bei mir schrillen auch immer die Alarmglocken, wenn ich das Wort Dystopie lese. Aber das hier klingt ja echt interessant. Waren die Figuren sympathisch?
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Oh ja. Beide Mädchen müssen ne Menge durchmachen.
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Ich glaub, das werd ich mir mal auf die Liste setzen, danke für die ehrliche Rezension 🙂
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Gerne!
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