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Die Spielwiese der Triebe
Seit fünf Jahren begleite ich die Space Opera »O.R.I.O.N.« von Guido Krain nun schon. Was zunächst als »Star Trek«-Clone begann änderte sich zunehmend in eine Gewalt- und Sex-lastige SF-Reihe, die ich bisher so nicht kannte und auch nicht präferiere. Ich blieb vor allem bei der Stange, weil die Reihe eine Menge lustiger Szenen und ein paar coole SF-Ideen enthält, mir viele Figuren ans Herz wuchsen und ich es irgendwie schade finde, dass sie in meiner SF-Fandomblase niemand zu lesen scheint.
Wahrscheinlich ist sie auch zu extrem. Das Projekt krankte zuletzt daran, dass ihm die MitstreiterInnen wegbrachen und Guido somit die Reihe ganz alleine stemmen musste. Was natürlich dazu führte, dass seine Schreib- und Stoffvorlieben bestimmend wurden.

Für die nächste Staffel wünsche ich mir da mehr Ausgeglichenheit. »Ingenium« lässt sich auch auf eine hintergründige Art lesen, was ich in meiner Rezension darzustellen versuche, aber vermutlich ist der Grim & Gritty Faktor doch reines Unterhaltungsmittel ohne tieferen Plan. Um es ganz klar auszudrücken: Eine Vergewaltigung finde ich nicht lustig, mag sie nicht als Plotfüllsel lesen müssen und habe kein Verständnis dafür, wenn die betroffenen Figuren ohne Spuren daraus hervorgehen. Mit so etwas habe ich komplexe Probleme. Aber ich habe die große Hoffnung, dass »O.R.I.O.N.« zwar eine düstere, horrorlastige SF-Serie bleibt, aber den Stoff für mehr Tiefe nutzt.
Platz ist doch in jedem Bettchen
Ein fieser Männerschnupfen fesselt mich ans Bett und so nutze ich die Gelegenheit, ein paar Rezensionsrückstände abzubauen.
Auf dem BuCon bekam ich direkt aus den druckfeuchten Händen von Guido Krain das erste Exemplar der Göttin der Zeit, während seine Göttin auf Dauer, die wunderbare Frederike Krain, mir stolz eine Pali-Handyhülle und ein Lächeln präsentierte.

Guido signiert und Frederike hat endlich Zeit
Pali ist der blaue Knuffel aus der Serie O.R.I.O.N. Space Opera und nicht nur Frederikes Lieblingsfigur. Das burschikose Nerdgirl hat gleich zu Beginn der Reise einen Cyborg-Soldaten in Beschlag genommen und wacht seither darüber, wer alles zu ihm ins Bett hüpfen darf. Inzwischen hat Guido Krain einen regelrechten Harem zusammengetragen und durch die halbjährliche Erscheinungsweise gelingt es mir kaum noch, die Figuren auseinanderzuhalten, zumal sie ja immer weniger Platz in der Handlung erhalten, schon rein seitentechnisch bedingt.

Göttin der Zeit von Guido Krain, Cover: Shikomo
Im aktuellen Band 9 kommt die nächste Alienbraut hinzu und auch Kommandant Cody Callahan beginnt nun mit dem Haremsbau. Er darf sich auch gleich von der Göttin der Zeit persönlich erklären lassen, warum das voll in Ordnung ist. Ist das Schiff auch kurz vorm Platzen, hin zum Kater eil’ n die Katzen. Oder so.
Ich weiß nicht, ob diese Entwicklung damit zusammenhängt, dass Guido inzwischen ganz allein an der Serie schreiben muss und erst für die nächste Staffel, die nicht vor 2021 beginnen soll, neue Verstärkung heranschaffen kann, oder ob der Erwartungsdruck der Leserschaft darauf Einfluss hatte – die O.R.I.O.N. Space Opera ist deutlich speziell und damit ganz allein auf weiter, deutscher Flur. Ist das die sexuelle Befreiung des Weltalls? Der deutsche Herbst kosmischer Liebe?
Band 9 bereitet jedenfalls das Finale der ersten Staffel für den nächsten Band vor und Guido legt neben dem Bettgeflüster auch ein paar echte heiße Handlungsspuren zu Band 10.
Ich bin gespannt, was er sich dafür dann ausgedacht hat. Gibt es ein großes Reinemachen unter den Figuren? Oder wird die Eos in der zweiten Staffel zu einer großen Kommune mit multidiversem Kinderladen? Mir scheint alles möglich.
Meine Rezi für den Fantasyguide geht etwas mehr auf die Handlung ein: Göttin der Zeit von Guido Krain
Phantastisches perpetuum mobile
»Wirtschaftlich gesehen ist die BuCon-Szene ein perpetuum mobile: Jeder gibt Geld fürs Zeug vom anderen …« – so twitterte der bezaubernde Oliver Plaschka über seinen BuConBucheinkauf.
Also von mir hat er nix gekauft, aber ich von ihm. Und das hatte ich auch schon lange vor und der erweiterten Neuausgabe von Fairwater konnte ich nicht widerstehen.

Oliver signierte gleich mein frisch gekauftes Fairwater
Der BuCon 2018. Im Frühjahr hatte ich noch nicht vor, hinzufahren, aber da Marianne Labisch ganz überzeugend für ihre Idee eintrat, die vierte Fantasyguide Anthologie Scherben auf dem BuCon vorzustellen, packte ich auch dieses Jahr meine Sachen und fuhr in den Süden.

Sascha Dinse und Marianne Labisch
Nach der obligatorischen Bürgerhaussuche konnten Micha Schmidt und ich unsere VIP-Schilder und die Con-Tüte in Empfang nehmen. Der Hauptsaal überraschte uns mit einer geschrumpften Fläche für die Tische zum Plauschen und Chillen, doch die Orga hatte die Bühne geöffnet und dort saßen bereits Holger M. Pohl und Markus Mäurer.

Verleger Jürgen Eglseer im Gespräch mit Holger M. Pohl
Die Stände hatte man wie bei vielen kleinen Messen üblich, in mehrere doch recht enge Gassen aufgestellt, was zwar vielen Verlagen und AutorInnen die Möglichkeit gab, sich zu präsentieren, aber die Stände auch schnell unzugänglich machte. Nicht immer konnte man daher an die Bücher und Infos gelangen.

Blick von der Bühne in den Saal
Und so schön es auch ist, sieben parallele Programmschienen anzubieten, optimal ist es nicht. So fanden sich für unserer Panel ganze zwei Interessierte, Sascha Dinse und eine Lyrik-Kollegin aus der Leselupe, plus Raumbeauftragte (ganz super: Sylvana Freyberg!). Logisch, dass wir trotzdem ganz professionell unser Programm durchzogen und auch Spaß dabei hatten. Immerhin waren wir in der Überzahl.

Andreas Flögel, Diane Dirt und Micha Schmidt während der Scherben-Lesung
Da ich auf dem Elstercon sehr viel Programm hatte, wollte ich auf dem BuCon lieber rumlaufen und schwatzen, beziehungsweise zuhören. Und ich kam auf meine Kosten.

Tolle Gesprächsrunde: Oliver Plaschka, Laura Dümpelfeld und James A. Sullivan
Neben dem bereits erwähnten Oliver Plaschka, freute ich mich besonders, Michael Marrak wieder zu treffen, dessen neue Kanon-Novelle Die Reise zum Mittelpunkt der Zeit am Amrûn-Stand erhältlich war.

Michael bewundert sein Werk
Als ich ihn um eine Signatur bat, hatte er das fertige Druckprodukt noch gar nicht in der Hand gehabt und so prüfte er mein Exemplar erst einmal. Immerhin zeichnete er diesmal auch für Satz und Layout verantwortlich. Nebenbei berichtete er von seinem Aufenthalt in Dublin. Er war ja auf Einladung des Goethe-Instituts dort.
Wie immer lustig gestaltete sich auch der Besuch des Arunya-Standes, betreuen ihn doch meist Frederike und Guido Krain.

Guido beim Signieren und eine strahlende Frederike
Von Guido bekam ich auch gleich ein Rezi-Exemplar des neuesten und neunten O.R.I.O.N-Bandes Göttin der Zeit und Infos zum Fortgang des Projektes. So wird es nach Abschluss der ersten Staffel mit Band 10 eine zweijährige Pause geben, um neue MitstreiterInnen zu finden. Ganz allein mag er solch Projekt nicht stemmen, zumal er ja diverse andere Eisen im Feuer hat.

Frederic Brake im Interview mit Thorsten Küper
Ansonsten ließ ich mir an vielen Ständen etwas erzählen und nahm einige Anregungen mit. Ich bin ja ganz froh, dass Frank W. Werneburg so viele Indi-Werke der deutschsprachigen Phantastik auch für den Fantasyguide bespricht, so kannte ich doch etliche der Autorinnen und Autoren zumindest vom Namen her und konnte Fotos für die Autorinnen- und Autorenseite schießen.

Indi-Autor Dirk van den Boom
Zwar fand die DPP-Verleihung auch in diesem Jahr nicht auf dem BuCon statt, dafür aber verliehen die Orga wieder ihre eigenen Preise.
Der für besondere Leistungen ging diesmal an Erik Schreiber, der 660 Bücherbriefe gewürdigt sah und Werner Fuchs wurde für sein phantastisches Lebenswerk geehrt.

Bernd Robker, Werner Fuchs und Erik Schreiber
Für die Laudation hatten sich Bernhard Hennen und Bernd Robker etwas Besonderes einfallen lassen. In einem fiktiven Interview stellten sie Werner vor. Dafür imitierte Bernd auf sehr amüsante Weise den Preisträger.

Bernd und Bernhard
Etwas später präsentierte Torsten Low und sein Team die Gewinnerin und Gewinner der diesjährigen Storyolympiade. Also letztlich auch ohne DPP genügend Preisverleihungen, damit niemand etwas vermissen musste.

Thomas Heidemann, Renée Engel und Johannes Gebhardt
Im Anschluss konnten wir einem bayrischen Restaurant noch sehr spannende Diskussionen zur SF, zur Lage in Deutschland und dem ganzen Rest führen und natürlich auch über Abwesende lästern. Das Übliche halt. Muss ja auch wieder ein Jahr vorhalten.

Verleger Erik Hauser im Gespräch mit Allessandra Reß
Im Dampf der Fantasie
Die Frankfurter Buchmesse naht und damit diverse Phantastik-Cons. Das bedeutet vor allem: Ein Riesenberg Bücher landet auf meinem Platz. Der Großteil davon unaufgefordert.
Schon lange hab ich es aufgegeben, das alles lesen zu wollen, denn dann käme ich überhaupt nicht zu all jenen Büchern, die ich schon immer mal lesen wollte oder die mich mit ihren Reizen spontan überfallen.
Daher kann ich es kaum erklären, dass ich mir dann die Anthologie Räderwerk der Walküre zu Gemüte zog.

Räderwerk der Walküre herausgegeben von Alisha Bionda, Cover: Shikomo
Naja, das Buch lag auf dem Tisch, ich hatte keine Zeitung zum Frühstück und so begann ich die erste Story. Und weil ich mich über das Ende etwas ärgerte, beschloss ich, das Büchlein für eine Rezi ganz zu lesen, zumal Verlag und Versenderin ziemlich sympathisch sind.
Das Ganze ist der Auftakt einer Reihe namens SteamFantasy. Etliche der Texte dienen zur Einführung der jeweiligen Welt und Figuren-Ensembles für nachfolgende Romane.
SteamFantasy, das klingt nach einer Verbindung von Steampunk und Fantasy – wer das Genre kennt weiß, dass der Großteil davon eh schon immer Fantasy mit Zahnrädern darstellte; grob geschrieben. Für mich ist Steampunk eher SF, weil Alternativwelt, aber das Genretüten-Abfüllen überlasse ich der Literaturwissenschaft, die sich vielleicht dereinst auch hiermit befasst.
In Räderwerk der Walküre gibt es Fantasy, die in einer Industrialisierungsepoche spielt, reine SF und klassischen Steampunk in viktorianischer Kulisse. Ebene jene Story, Laurindas Traum von Birgit Read, gefiel mir auch am Besten. Darin geht es um eine junge Frau, die viel lieber komplexe Maschinen, als Kochlöffel konstruieren möchte.
Von den beteiligten Autorinnen und Autoren kannte ich nur Guido Krain, der mit seiner Titelgeschichte die Grundlage für eine neue Romanreihe legte. Seine Zutaten sind wenig überraschend verführerische, aber selbstbewusste und nahkampferprobte Frauen sowie ein verbrecherischer Ex-Despot, dessen magische Energie beim Anblick eines nackten Frauenbusens wächst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Guido daraus mühelos diverse rasante Abenteuer voller Sex, Dampf und Rock’n’Roll machen wird.
Mehr zu den einzelnen Geschichten in meiner Rezi im Fantasyguide: Räderwerk der Walküre herausgegeben von Alisha Bionda
Ganz nebenbei spukt mir ein waghalsiges Projekt im Kopf herum. Eigentlich sollte ich einmal meine Vorurteile gegenüber deutscher Gegenwartsliteratur auf den Prüfstand stellen. Meine Idee ist, die sechs Titel der demnächst verkündeten Shortlist für den Deutschen Buchpreis zu lesen zu versuchen. Schaff ich das? Gibt es andere Themen als NS-Zeit/Krieg, DDR und traumatische Jugend?
Na, ich bin gespannt.
Keine tanzt nach meiner Pfeife!
Eine Space Opera lebt von den Beziehungen zwischen den Figuren, aufregenden Abenteuern zwischen der Sternen und entsprechend exotische Sternenreiche.
Guido Krain ist Profi-Schreiber genug, um die Klaviatur seiner epischen Weltraum-Saga O.R.I.O.N. Space Opera mühelos zu beherrschen und sie für kurzweilige Unterhaltung beherzt einzusetzen.
Darum kann man schon erwarten, dass bestimmte Figuren zwar beständig in Gefahr geraten, aber nicht wirklich auf der Abschussliste stehen. Andere hingegen hängen an einem seidenen Faden. Einmal durchgeschnitten, hilft nur eine Dusche oder die Quantenphysik.
Im achten Band, Abstieg nach Valhalla, holt Guido Krain gleich ein ganzes Raumschiff unter der Hyperraumdusche hervor und das macht er auf der einen Seite furchtbar cool, auf der anderen Seite etwas nervenaufreibend.

Abstieg nach Valhalla von Guido Krain, Cover: Shikomo
Da höhere Dimensionen eine komplizierte Angelegenheit sind, kommt die Aquila nicht ganz unbeschadet daraus zurück. Eigentlich ist sie ja in Band 6 zerstört worden. Aber zum Glück war schon etwas von ihr in die höheren Dimensionen entfleucht und mit etwas Hirnschmalz und Spucke gelingt es den fähigsten Köpfen der Besatzung, daraus wieder eine dreidimensionale Realität zu basteln. Dumm nur, wenn die Kapitänin und zwei weitere Führungsoffiziere zu einer Person verschmelzen. Die auch noch davon überzeugt ist, etwas Besseres zu sein.
Kommunikationsprobleme, Subordination und die Frage, ob man in den Zeitverlauf eingreifen soll heizen diesem Handlungspart mächtig ein.
Aber auch das Mutterschiff kämpft mit Problemen. Infiltrationen und gefährliche Liebschaften sind da nur Eisbergspitzen.
Kultig wird es wieder, wenn Lorn Chambers und sein Harem in Aktion treten. Guido Krain liebt den deftigen Ton und auch dieses Mal dreht sich viel um Sex. Selbst superintelligente Aliens sind ja bei ihm vor wilden Trieben nicht sicher. Was sich in einem gigantoerotischen Schlafzimmerdesign manifestiert, das mir bisher so noch nicht unter die Augen kam.
Alles in allem eine vergnügliche Reise in ein dennoch sehr düsteres Universum. Schade, dass man so wenig von anderen Leserinnen und Lesern dieser Reihe hört. Entweder liest sie niemand oder es gibt nix weiter drüber zu berichten.
Wie auch immer, meine Rezi im Fantasyguide winkt ins weite Netz: Abstieg nach Valhalla von Guido Krain
Frühstücksfreuden
Letztes Wochenende rückte ich meinen SUBs zu Leibe. Ein neues Regal wurde an die Wand geschraubt, etwa neun neue Regalmeter. Neben den ungelesenen Büchern hatten sich auch schon einige Stapel mit gelesenen Büchern angesammelt, die ich mangels Platz nicht ordentlich einsortieren konnte.
Nun sind sie alle weg. Mein neuer SUB hat derzeit nur vierzehn Bücher, die anderen finde ich jetzt ganz easy im Regal. Beim Durchgucken der Bücher und dem Erstellen einer gewissen Dringlichkeitsrangliste ergab sich für die nächste Zeit ein gewisser Überschuss an Abenteuerbüchern aus SF und Fantasy. Das werde ich bestimmt nicht durchhalten und bald wieder umsortieren. Ohne Abwechslung geht das bei mir nicht.
Aber ich bin ja selbst Schuld und hole mir all diese Bücher, weil ich sie ja auch unbedingt lesen will.
So hab ich mich auch auf den siebten Band der SF-Reihe O.R.I.O.N. von Guido Krain gefreut. Vor kurzem las ich ja seinen Auftaktband zu Dystonia, in dem er ziemlich explizit Gewalt und Sex zusammenmischt.
Tja, Friedhof der Assassine ist davon nicht allzu weit entfernt. Zumindest was unseren Oberschweinigel Lorn anbelangt, der sich mit seinen Machsprüchen regelmäßig in die Nesseln setzt.

Friedhof der Assassine von Guido Krain, Cover: Shikomo
Allerdings stehen im Zentrum des Romans diverse technische wie psychologische Schäden. Die EOS ist nach einem Notsprung zwar der Vernichtung durch die Zaquin entkommen, doch die Verluste sind bitter, das Schiff schwer beschädigt, der Hauptcomputer irreparabel beschädigt. Zwar kann unser blaues Wunder Pali daran etwas richten, doch der Verlust ihrer Mutter ist auch für sie kein Pappenstiel. Und dann bewegt sich der Roman immer mehr in Richtung Horror. Eigentlich bin ich ja kein Horror-Fan, aber Guidos Mischung aus Science-Fiction und Horror ist mehr als lesbar. Er macht das auch deutlich besser als das grottenschlechte War Trek von CBS.
Und im Gegensatz dazu werde ich O.R.I.O.N. auch zum achten Teil folgen.
Aber hier erst einmal der Link zur Rezi von Band 7: Friedhof der Assassine von Guido Krain
Das bisschen Blut
Als Science-Fiction-Fan wird man mit Sex in Büchern ja nicht gerade verwöhnt. Doch er kommt vor!
Von Guido Krain bin ich da ja schon einiges aus O.R.I.O.N. gewohnt und weil Alisha Bionda wieder herzallerliebst für ihre neueste Reihe warb, ließ ich mir den ersten Dystonia-Band kommen.

Hammer & Söckchen von Guido Krain, Cover: Shikomo
Hammer & Söckchen heißt der Auftaktband von Guido Krain und ich musste extra bei meinem Filmexperten nachfragen, um eine passende Genre-Einordnung vornehmen zu können: Sexploitation. Also eine Vermischung von extremer Gewalt und Sex:
In ferner Zukunft stürmen ein paar Ausgegrenzte ein Forschungslabor in dem an eingefrorenen Serienkillern Aggressionsforschung betrieben wird. Es kommt, wie es kommen muss: Da taut etwas auf.
Unser Ich-Erzähler weiß zunächst nicht, wer er ist und warum er in einem Aquarium liegt. Ein Zettel an seinem Ohr dient ihm zur Namensfindung, ansonsten überlässt er sich seinen Instinkten. Sharp folgt der plündernden Meute durch ein Chaos aus Verwüstung und Leichen, bis sie auf weitere eingefrorene Insassen stoßen, darunter ein schnuckeliges Mädchen mit pinkfarbenen Haaren. Sie bringt nicht nur alle Männer zum Sabbern, sondern kann mit ihrem besten Kumpel Herr Hammer, einem Vorschlaghammer, Köpfe platzen lassen und hat Spaß daran, denn Gewalt bringt sie zum Sabbern – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen Möhrchen und Sharp.
Im Folgenden gibt es Sex, Blut, einen Panzer namens Söckchen und die Chance, das irdische Jammertal verlassen zu können.
Ja, Guido Krain lässt es so richtig krachen, spritzen und schmatzen. Der Tonfall bleibt fast durchgängig lockerflockig, von Gags durchsiebt und sich wohlig in Extremen suhlend.
Definitiv kein Spaß für alle, aber durchaus etwas, das subversiv genug daherkommt, um einen Blick zu wagen.
Aber natürlich sind Hammerschläge auf Menschenköpfe keine Lösung! Tut das nicht zu Hause, lest lieber meine Rezi: Hammer & Söckchen von Guido Krain
Seifenschaum und Friedhofsruhe
Nun ist es auch schon wieder fast drei Jahre her, da befasste ich mich mit dem Start von O.R.I.O.N. Space Opera, der kleinen SF-Reihe von Guido Krain, die beim Arunya-Verlag unterkam.
Inzwischen traf ich Familie Krain auch schon live und konnte mich als großer Pali-Fan outen.
Im Mai erschien nun Band 6 aus der Tastatur von Norma Feye.
Himmelfahrt ist ihr zweiter Roman für die Reihe, nebst der Kurzgeschichte Papageienbande aus dem ersten O.R.I.O.N.-Band.

Himmelfahrt von Norma Feye; Cover: Shikomo
Sie führt die Geschichte ihrer beiden Hauptfiguren fort, ohne den Rest der Handlung zu vernachlässigen, denn Band 6 schließt nahtlos an Band 5 von Guido an und reicht den Staffelstab auch wieder mit einem sehr, sehr fiesen Cliffhanger zurück an ihn.
Normas Stil ist etwas weniger verspielt, es gibt keinen Sex und der Humor hat eine wesentlich feinere Note. Dafür legt sie wieder großen Wert auf die Ausarbeitung der Alienkultur. Ergänzt um gut durchchoreographierte Action und hammerharte Personalentscheidungen, die ich ganz und gar nicht gutheißen kann, ergibt sich eine bunte Mischung unterhaltsamer Space Opera. Perfekt für einen entspannten Sommergewitterabend.
Meine Rezension im Fantasyguide: Himmelfahrt von Norma Feye
Die dritte Buch Berlin
Ich liebe Buchmessen und wenn sie quasi um die Ecke stattfinden, mag ich das noch mehr.
Die Buch Berlin jährte sich zum dritten Mal und fand in der dritten Location statt. Das Estrel ist für seine Shows und das Weihnachtsessen von Frank Zander bekannt und liegt supergünstig am S-Bahnring.
Was die Bahn natürlich nicht davon abhält, just an dem einen Wochenende zu bauen, da ich am S-Bahnhof Sonnenallee aussteigen will. Nun gut, es gab einen Ersatzverkehr vom Bahnhof Plänterwald und er bot, quasi kostenlos, ein besonderes Feature für alle Berlinbesucher: Einen echten Berliner Busfahrer. Die sind nämlich nicht einfach nur nett, die sondern auch etwas ganz Besonderes.
Vom S-Bahnsteig wiesen kleine Schilder zur SEV-Haltestelle. Eine ganz normale Haltestelle, könnte der unbedarfte Fahrgast denken. Bus kam, Leute stiegen aus, wir regennassen Wartenden strömten hinein.
»Dit is hier nur Ausstieg, aber kommse ruhig rin!«, begrüßte uns der Fahrer.
Und tatsächlich, dreißig Meter weiter, hinter einer Kurve verborgen, stand noch ein SEV-Schild. Doch bevor die dort Harrenden einsteigen durften, drehte sich der Fahrer zu uns um, hob den Finger und sah uns streng an:
»Dit hier is der Einstieg, merkense sich dir fürs nächste Mal!«
Berlin pur, da wurde mir gleich ganz heimelig ums Herz.

Das Estrel im Herbst – urig
Das Estrel ist von außen potthässlich und von Baustellen umgeben, aber tatsächlich bisher der beste Ort für die Messe und ich würde es sehr begrüßen, wenn sie nächstes Jahr wieder dort stattfinden könnte.
Die Stände verteilten sich über zwei große Säle. Der Besucherandrang überstieg meine Erwartungen bei weitem. Ich hatte auch das Gefühl, mehr Stände vorzufinden. Es dominierten Kinderbücher und Romantasy, also nicht ganz meine Favoriten, aber ich konnte einige nette Gespräche führen.
Ganz oben auf der Liste stand der Besuch beim Stand des Beyond Affinity-Verlages, wo Christian Kathan seine Anthologie Die Bibliothek der Tränen vorstellte und für seine im Dezember startende eBook-Reihe Lady Twilight warb. Christian ist feuriges Energiebündel und hätte mit mir wahrscheinlich Stunden lang gequatscht.

Christian Kathan
Aber ich wollte unbedingt auch noch zu Guido Krain, dessen O.R.I.O.N. Space Opera zum abgefahrendsten gehört, was derzeit an deutschsprachiger SF erscheint. Sex, Slapstik, Abenteuer und Sense of Wonder – außerdem gibt’s da noch die kleine süße Pali …
Am Stand traf ich zunächst auf Frederike Krain, die bessere Hälfte von Guido und Cheffin des Arunya-Verlages, zudem ebenfalls großer Pali-Fan. Stolz präsentierte sie mir ihre Pali-Handtasche und schwärmte vom Pali-Mousepad. Selbstverständlich bat ich sie um ein Foto:

Frederike Krain links, meine Pali rechts. Oh, Freude, schöner Götterfunken …
Dann kam Guido hinzu und während er mir zwei Bücher signierte, versuchte ich ihm zu erklären, wie wichtig das Überleben gewisser himmlischer Figuren in der Reihe ist. Wenn er nicht auf mich hört, wird seine Verlegerin ihm schon die Notwendigkeit klar machen, da bin ich mir jetzt ganz sicher. Was mich sehr freute, war Guidos Feststellung, dass O.R.I.O.N. sehr gut läuft und der erste Band schon in der zweiten Auflage im Handel sei. Weiter so!

Pali-Papa: Guido Krain
Neben den Ständen von p.machinery, Saphir im Stahl mit einem breit grinsenden Erik Schreiber, sowie dem Amrûn Verlag, entdeckte ich noch einen alten Bekannten.
Der Berliner Verlag periplaneta versorgt mich seit Jahren mit überraschender Phantastik und da ich noch ein Interview mit der Verlegerin Marion Alexa Müller in der Pipeline habe, sprach ich sie einfach an.

Marion Alexa Müller
Ohje, offenbar hatte ich ihr mit meinen Fragen doch eine Menge Arbeit aufgebürdet. Zum Ausgleich nahm ich ein Rezensionsexemplar ihres neuesten Kindes Die Heldenformel mit.
Nun liegt der Ball wieder bei mir.
Da mein Abendprogramm schon länger feststand und ich eigentlich alles mir wichtige abgeklappert hatte, stürzte ich mich dann auch schon wieder in das öffentliche Nahverkehrsabenteuer.
Die Berliner Buchmesse mausert sich und entwickelt nach und nach ihr eigenes Gesicht. Hoffentlich geht der Veranstalter da mit und wird nicht so größenwahnsinnig und geldgeil wie in Leipzig.
Mir gefiel es sehr zu sehen, wie all die schillernden Autorinnen und Autoren ihre Fans fanden. Gedränge gab es bei so vielen Ständen und auch wenn mir schon die Cover ziemlich deutlich offenbarten, nicht zur Zielgruppe zu gehören, macht es mich doch irgendwie glücklich, dass hier Bücher und Geschichten im Mittelpunkt stehen.
Und um mit einem Zitat aus dem Leben zu enden:
»Dit hier is der Einstieg, merkense sich dir fürs nächste Mal!«
Travel blue and blind
Manche Dinge sind schon ziemlich seltsam. Etwa, dass ich mich in literarische Figuren verliebe. Die erste dürfte Constance gewesen sein – ich war damals eine Weile sehr erfolgreich als Musketier unterwegs. Später (unterbrochen von einer heftigen Schwärmerei für Aphrodite) eroberte mich Gamma aus Andymon. Die Reihe meiner Unverflossenen ist mit der Zeit länger geworden. Oh, süße Emma Bovary!
Noch ganz frisch ist meine Verzückung über einen blauen Wuschelkopf, den sich Guido Krain ausdachte. In seiner Space Opera O.R.I.O.N. spielt die geniale Hackerin und Bastlerin eine recht energische Rolle. Sie »adoptierte« einen zweihundert Jahre alten Soldaten, dessen technische Optimierungen ihn eigentlich zu einer tödlichen Kampfmaschine machen und der extreme Schwierigkeiten mit dummen Vorgesetzten hat. Zwischen den beiden läuft natürlich etwas, aber wie das bei solchen Konstellationen eben so ist, müssen sich beide darüber erst klar werden.
Und auch wenn Pali also vergeben ist, ist sie jetzt mein Mädchen und der Herr Krain täte besser daran, ihr nicht weh zu tun!
Nicht wundern, der flapsige Ton passt zur Reihe und ich habe gerade mit viel Vergnügen den fünften Band gelesen: Schwarzauges Schergen von Guido Krain

Schwarzauges Schergen von Guido Krain, Cover von Shikomo
Aber ich will noch über ein anderes Mädchen schreiben: Suzanne.
Ich habe Leonhard Cohen erst sehr spät für mich entdeckt und das über Suzanne. Manchmal muss man eben zuhören und danach wollte ich auch mit ihr gehen, blind, am Ufer des Flusses.
Es gibt eine Dokumentation des NDR über eine Konzertreise Cohens mit dem Titel »Bird on the wire«, in der man seine Verletzlichkeit erahnen kann. Aber auch die sehr auf sich selbst bezogene Künstlerpersönlichkeit. Sie enthält eine Szene, in der trifft Cohen in Israel auf hochinteressierte ZuhörerInnen, darunter Esther Ofarim. Man spürt förmlich die Inspiration, die hier aus der Musik, aber vor allem aus Cohens Ausstrahlung leuchtet.
Mein Vater war ein großer Verehrer von Esther Ofarim und auf seiner Beerdigung spielten wir ihre Version von »Bird on the wire«.
Bye, Mr. Cohen!