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Das Set nach dem Text zum Bild

Während der Lockdowns kamen Online-Lesungen groß in Mode und aus irgendwelchen Gründen hatte ich gerade dann überhaupt keine Lust mehr darauf, obwohl ich seit vielen Jahren großer Fan der Online-Lesungen in Second Life bin, die zumeist von Thorsten Küper aka Küperpunk organisiert wurden.

Und nun, da sich die Pandemie ihrer endemischen Phase zu nähern scheint, kommt auch bei mir langsam das Gefühl zurück, virtuelle Lesungen zu brauchen. Deshalb war ich ganz froh, dass gestern ein Lesungsevent zur Anthologie »Am Anfang war das Bild« stattfand.

Mein Avatar vor einigen Bildern des Bandes

In den vergangenen Wochen hatte ich mich an einem Lesezirkel zum Buch im SFN beteiligt, kannte daher alle Texte und Bilder und freute mich sehr, einige der Autor·innen ein weiteres Mal live, nach dem Auftritt in einer Talkien-Folge, zu erleben.

Die Avatare von Heidrun Jänchen, Küperpunk und Aiki Mira vor dem Plakat von Uli Bendick

Die Antho enthält SF-Geschichten, die von Grafiken der Künstler Uli Bendick und Mario Franke inspiriert wurden. Die Mitmachenden konnten sich in einer Bildersammlung Grafiken auswählen, auf deren Grundlage sie ihrer Fantasie freien Lauf für Storys ließen. Hinterher nutzten die beiden Grafiker dann die so entstandenen Texte, um weitere Bilder passend dazu zu kreieren.

Das Plakat von Mario Franke

Das alles nahm nun Barlok Barbosa, um daraus die Bühnenbilder der Lesungen in SL zu gestalten und natürlich gelang ihm das wieder ganz großartig! Es ist eben doch etwas anderes, in diesen Sets während der Lesungen herumzulaufen, als das ganze dann später in Youtube zu betrachten, obwohl der Küperpunk hier viel Arbeit reinsteckt und es sich wirklich lohnt, die Videos anzugucken.

Wir trafen uns zunächst in der Galerie und Mitherausgeberin Aiki Mira besprach mit dem Küperpunk einige der Bilder von Uli Bendick und Mario Franke. Mario, der im Discord zugegen war, kommentierte das Ganze aus seiner Sicht. Hier in der Galerie fand dann im Anschluss an die Lesungen auch ein Konzert von Psiquence statt, der schön öfter mit seiner elektronischen Musik Lesungsevents atmosphärisch ausklingen ließ.

Der Küperpunk und Aiki im Set zu »Unser stilles Dorf«

Isabell Hemmrich begann den Lesungsteil mit »Unser stilles Dorf«, dessen Stil und Poetik mir beim Lesen sehr gefielen.

Heidrun im Set zu »Stille Post«

Ihr folgte Heidrun Jänchen, die ihre Geschichte »Stille Post« zunächst für die Klimawandel-Antho, ebenfalls bei Hirnkost erschienen, begann, aber dann liegen ließ, weil sie nicht so recht rund wurde. Aber ihr machen Figuren in der Schublade Gewissensbisse und als sie dann das Schmetterlingsbild im Katalog zur Antho sah, fiel ihr die angefangene Story wieder ein. Zeit, daraus eine ungewöhnliche Geschichte zu machen, die sich über mehrere Zeitsprünge hinweg erstreckt.

Aiki und Barlok im Set zu »Utopie27«

Aiki Miras »Utopie27« bildete den Abschluss des Buches und faszinierte durch ein stark beschriebenes Cyberpunksetting und einer sehr emotional anrührenden Lebensgeschichte.

Im Set zu »Das Licht«

Uwe Neuholds Story »Das Licht« hingegen fand ich im Buch eher nicht so gelungen, aber in der Lesung konnte er ihr neue Töne abringen.

Im Set zu »Onkel Nolte oder die hohe Kunst, aus dem Fenster zu schauen«

»Onkel Nolte oder die hohe Kunst, aus dem Fenster zu schauen« von Janika Rehak ist eine bezaubernde Liebesgeschichte, die mich schon im Buch sehr bewegte und in dem tollen Set von Barlok so richtig zum Funkeln kam.

Psiquence ließ den Abend ausklingen

Wie hier die Verbindung ganz unterschiedlicher Medien Kunst weiterschreibt, begeisterte mich den gesamten Abend über. Vom Bild zum Text zum 3D-Kunstwerk.

Wir waren schon immer nicht wirklich hier

Wer diesen Blog schon etwas länger verfolgt wird wissen, dass ich seit Jahren regelmäßig nicht nur reale Lesungen besuche, sondern auch virtuelle in Second Life. Was die halbe Welt just für sich neu entdeckte, ist dort ein zwar alter, aber kunterbunter und gern getragener Hut.

Den ganzen Mai bis in den Juni hinein fand dort das E-Book Event der Brennenden Buchstaben statt und für mich war das seit 2016 der fünfte Besuch.

Es gab sogar Masken für die Avatare …

An fünf Wochenenden fanden Lesungen und Life-Performances statt. Inzwischen muss man dafür nicht einmal mehr den Second Life Viewer starten, da das Ganze tontechnisch über Discord abgewickelt wird und zudem auch noch über das Internet-Radio Rote Dora weltweit im Stream zu hören ist.

Natürlich fetzt es in SL mehr, da dort eine Menge KünstlerInnen unterwegs sind, um mit aufwändigen Bühnenbildern und Kulissen, den Lesungen eine maßgeschneiderte Atmosphäre zu verpassen. Dieses Jahr wurden fast alle Locations wieder von Barlok Barbosa erschaffen und etliche seiner Kreationen bekam man für eigene Sims als Geschenk.

Barlok macht alles möglich

Ich konnte stolze vierzehn der Veranstaltungen besuchen und nach meinem Hänger im letzten Jahr, klappte es dieses Jahr sogar wieder mit einem vollständigen Bericht.

Kunstinstallationen sind in SL großartig

Und es ist völlig egal, ob mir nun die vorgestellten Werke gefielen oder nicht, es macht immer wieder einen Heidenspaß und jede und jeder, der solch eine Lesung veranstaltet, freut sich über ein zahlreiches Publikum und Applaus. Ich denke, gerade in der Phantastikszene ist das schon ne Menge wert. Eine Anthologie habe ich mir gleich noch während der Lesung geordert!

Thorsten Küper las auch öfter mit

Mein Bericht enthält jede Menge Screenshots und Informationen, die meist Veranstalter und Gastgeber Thorsten Küper aus den Lesenden herauskitzelte: Das Brennende Buchstaben E-Book Event 2020

Im Universum hört dich keiner husten

Was liegt in Zeiten wie diesen näher, als eine virtuelle Lesung zu besuchen? Viele Kunstschaffende treibt es derzeit in die virtuellen Welten auf der Suche, die zerstörerische Kraft des kulturellen Herunterfahrens irgendwie abzufedern.

Die Lesungen in Second Life sind nun keine neue Erfindung, aber vielleicht erleben sie gerade jetzt einen besonderen Boom.

Offizielles Lesungsplakat

André Nagerski stellte hier bereits vor zwei Jahren seinen Roman »Roboter weinen heimlich« vor und gestern gab er uns in einer Doppellesung Einblicke in die beiden Nachfolger.

Für »Selfies vom Mond« gestaltete Barlok Barbosa eine grandiose SF-Kulisse. Die ausrangierte Kommandozentrale eines ausgeschlachteten Raumschiffes barg den Lesungsort und stimmte, sehr zur Freude des Autors, perfekt zur Beschreibung im Roman.

Das großartige Bühnenbild von Barlok

André Nagerski ist stolzer Familienvater und zu Beginn wuselten noch einige Mitglieder seines Haushalts im Äther herum, später verdrängte die leidenschaftliche Stimme des Autors jegliche Störquelle.

Mit vollem Einsatz: der Avatar von André Nagerski

Die »Bop-Saga« ist humoristische Science-Fiction. Bop heißt der Planet, auf dem alles begann. Im Jahr 220221 nerven ausgestoßene Roboter die Einheimischen Lebewesen von Bop, denn seit ein Roboterprophet Bop als Ort der Erleuchtung benannte, zogen Roboter aus allen Teilen des Universums hierhin und machen seither den Bewohnern das Leben zur Hölle.

Wir waren mitten drin …

In »Selfies auf dem Mond« spielt der Mond auch tatsächlich eine gewisse Rolle, aber André verwies dafür auf die Eigenlektüre, in der Lesung wollte er mehr dazu nicht verraten.

Die sehr coolen Cover der drei im Selbstverlag erschienenen Bände schuf ein guter Freund aus München, Stefan Kolmsperger, erzählte André auf Nachfrage des Gastgebers Thorsten Küper.

Auf die Frage, wie lange er an der Saga geschrieben hätte, antwortete André, dass er vielleicht vor zehn, fünfzehn Jahren damit begonnen habe, durchbrochen von den vier Kindern. Irgendwann sagte er sich: Gib mal Gas! Band Drei ging dann schon in drei, vier Jahren über die Bühne.

Aber zum Inhalt von Band 2: Die Truppe an Helden hat Bop verlassen, da sie von einem Alien die Aufgabe bekamen, das Universum zu retten. Dafür müssen sie den Planeten »Anyway« suchen, da dort Wegweiser leben, die ihnen den Weg zeigen können. Ort der Lesungshandlung ist der Komet Kieselschweif, hart umkämpft, da es dort Mineralien und Artefakte gibt. Die Exflamme unseres Protagonisten Ted nimmt ihn mit auf die Station, wo wir als Publikum dem Kapitel 31 lauschten.

Wir blieben alle drinnen

André las mit vollem Einsatz und verstellten Stimmen, wodurch die vielen Sprachspiele und Zweideutigkeiten gut zur Geltung kamen. Und die Lesung quoll davon förmlich über.

Für den zweiten Teil der Lesung wechselten wir in die Sim von BukTom Bloch. Dort gab es Kostproben aus »Warp-Life-Balance« und in in den Kulissen versteckt, jede Menge Anspielungen auf die Bücher. Wer welche erkannte, konnte an einem Gewinnspiel teilnehmen und bekam 42 Lindendollar, am besten für charitative Spenden auszugeben.

Erstaunlich viele Menschen nutzten die Lesung als Alternative zu Corona, allein in Second Life sah ich über 30, dazu kamen noch etliche HörerInnen des Radios Rote Dora und des Discord Voice-Chats, die ja für die Lesung nicht unbedingt in SL einloggen mussten.

André im Rampenlicht

Ein phantastischer Science-Fiction Abend mit Humor und genau das brauchte ich an so einem verseuchten Abend im März. Bleibt gesund!

Wir schwebten im Universum

Lass uns rennen, Baby!

Es liegt hier ein hoher Stapel mit Anthologien und Kurzgeschichtensammlungen herum, den ich langsam abarbeiten will. Was nicht ganz so reizvoll ist, wenn man den Anspruch hat, darüber dann eine ausführliche Rezension zu verfassen, aber im Kampf für die gute Geschichte sind Opfer von Nöten!

Nach ihrer viel gelobten Anthologie Gamer aus dem Jahre 2016 ließen André Skora, Armin Rößler und Frank Hebben die nächste folgen: »Elvis hat das Gebäude verlassen«.

Als Thema lässt sich ein alternatives 1957 ausmachen. Bedingungen scheinen gewesen zu sein, dass typische Klischees der 50er auftauchen sollen, aber technologische Unterschiede zu unserer Wirklichkeit Fuß- und Angelpunkt der Geschichten sind.

Elvis hat das Gebäude verlassen, Cover Design: Jan Neidigk

Das führt zu einigen Parallelen im Plotinventar, wie das Diner, das Rennen mit heißen Maschinen und ein Wunderstoff, der Supertechnologien ermöglicht. Zwei Autorinnen und neun Autoren, darunter Mitherausgeber Armin Rößler, fanden dennoch recht unterschiedliche Themen, die sie mit den Baukastenteilen versorgten.

Ich bin kein Fan der 50er, vielleicht liegt es daran, dass mir nur eine Geschichte aus »Elvis hat das Gebäude verlassen« wirklich gut gefiel. Die Geschichten sind zwar alle gut und auch größtenteils toll erzählt, jedoch enthält das Buch keinen wirklichen Kracher.

Warum ich Thorsten Küpers »Belichtungszeit« etwas aus dem Rest hervorhebe, mag daran liegen, dass ich seine inszenierte Lesung in Second Life miterleben konnte und sie mir dadurch doch recht plastisch im Gedächtnis haftete.

Szenenbild aus »Belichtungszeit« live in Second Life am 13.04.2019

Das geht mir immer wieder mit Sachen des Küperpunks so. Lesungen können die Leserbindung wirklich nachhaltig beeinflussen. Wenigstens hat er jetzt endlich seinen KLP, für »Confinement«, dass ich natürlich auch in SL live hörte und sah.

Wer mehr über die Antho wissen will, kann meine mühsame Arbeit einer ausführlichen Rezension im Fantasguide bewundern: Elvis hat das Gebäude verlassen hrsg. von André Skora, Armin Rößler und Frank Hebben

Im Schatten des großen Haufens

Derzeit läuft in Second Life das eBook-Event der Brennenden Buchstaben, das ich nun schon seit Jahren besuche. An etlichen Frühlingswochenenden gibt es diverse Lesungen aus allen literarischen Bereichen, dargeboten auf großartigen Bühnen ambitionierter SL-Künstler und Künstlerinnen.
Ich freute mich wie Gimli in Helms Klamm als mich BBE-Chef Thorsten Küper frug, ob ich nicht auch etwas lesen und den Fantasyguide vorstellen möchte. Dachte schon, er kommt nie!

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Offizielles Poster vom Kueperpunk

Mit Texten aus den letzten beiden Fantasyguide-Anthos im Gepäck machte ich mich also auf den Weg zu meinem PC und versuchte, eine Stunde lang nicht zu sterben.

Meine erste Story, Amtsfreuden aus Am Ende des Regens von 2014, behandelt einen Tag aus dem Leben eines Briefträgers, der für außerirdische Eroberer arbeitet. Die Riesenameisen gaben BukTom Bloch auch die Gelegenheit für seine sehr treffende Gestaltung des Lesungsortes in Second Life. Am Himmel schwebte ein Ameisenhaufen, die anwesenden Avatare konnten sich auf kleine Haufen setzen, es gab einen Briefkasten und einen Briefträger mit Trumpgesicht. Herrlich!

Das tollste war, dass mir BukTom zwei Leseanimationen baute, sodass mein Avatar während jeder Geschichte das passende Buch in der Hand hielt. Ich liebe dieses Detail!

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Mein SL-Avatar während der Lesung

Die Sprache kam über eine extra-Software, da der SL-interne Voice-Server Ärger machte und ich musste die gesamte Zeit meine Push-to-Talk-Taste gedrückt halten, was beim Umblättern akrobatische Höchstleistungen erforderte.

Die zweite Story, Verführerische Düfte aus der 2017er Antho Der letzte Turm im Niemandsland, passte nicht mehr ganz ins Zeitfenster, aber die Saramee-Geschichte bot einen schönen Cliffhanger und vielleicht reizt das ja zum Erwerb der Antho.
Gestern wurde ich auch endlich mit ihrer Fortsetzung für die nächste Antho fertig.

Als die Lesung zu Ende, der Applaus durchgescrollt und ich megafertig zum Kühlschrank für eine Gerstenkaltschale hüppte, hätte ich die Welt aus den Angeln heben können. Vorab war ich dann doch sehr aufgeregt und die Erleichterung hinterher überschwemmte mich mit Glück.

Wenn das BBE 2018 durch ist, werde ich wieder einen Bericht verfassen. Dieses Jahr konnte ich ein paar Veranstaltungen mehr besuchen und schon jetzt bin ich hin und weg von der Vielfalt der Texte und Bühnenbilder. Es gibt meines Wissens nach in Deutschland nichts Vergleichbares.

BukTom hat meine Lesung übrigens mitgeschnitten. Zunächst hört man etwas Vorgeplänkel, die eigentliche Lesung beginnt etwa bei zehn Minuten.

Kein Mitleid für Karl!

Dass es kein einfacher Abend werden würde, war mir von Anfang an klar.

Am Sonntag las Bernhard Giersche aus seinem Buch Kampf dem Karl

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Karl ist der Krebs, der ihm im August diagnostiziert wurde und dem er nun Monat für Monat Lebenszeit abringt. Dass Bernhard darüber schreiben kann, ist ein großes Glück für Betroffene, für uns alle.

Das Bühnenbild passte Miara Lubitsch exakt nach Bernhards Wünschen an, Kirsten und Thorsten Küper fuhren selbst nach Lippstadt und führten die Lesung direkt aus Giselas und Bernhards Wohnzimmer durch.

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Bernhard Giersche

Seraph Nirvana und die Villa unterstützten den Abend durch einen Livestream bei Youtube.

Bernhard verlor zunächst ein paar Worte zum Bühnenbild. Es geht um Tod, Sterben, Krebs. Der Tod ist integraler Teil des Lebens, ist überall, kann uns jederzeit treffen. Das alles symbolisiert das Bühnenbild mit den schwarzen Schemen und den vielen rumwuselnden Krebsen.

Natürlich stand die Frage im Raum: Wie geht’s Bernhard? Jetzt ganz gut, erklärte er. Nervös wegen der Lesung, vor allem weil er der Protagonist ist. Bernhard war erstaunt über die Anzahl der Interessierten – mit ihm waren 28 Avatare anwesend, über hundert verfolgten den Live-Stream.

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Die Schmerzen sind im Griff, aber die Krankheit ist eine Achterbahnfahrt.

Die Lesung stellt etwas Besonderes dar. Bernhard hat sehr früh via Facebook gepostet und dort über seine Krankheit berichtet.

Sein Bericht vom ersten Tag, vom Weg aus der Praxis nach Hause mit dem irrsinnig erscheinenden Umweg über die Tanke um Brötchen und Zigaretten zu kaufen – ein Alptraumtag.

Bernhard suchte die Öffentlichkeit, weil er den Schwätzern Wind aus den Segeln nehmen wollte. Er hat’s nicht bereut, auch wenn ihm nicht klar war, was er damit losschlug. Es ist ein Ventil für ihn, über Dinge zu schreiben, die einen belasten. Eine Möglichkeit, Dinge die einem passieren Revue passieren zu lassen. Aber Reaktionen in diesem Umfang hatte er nicht erwartet.

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Und was bewirkt das Buch? Er stellte fest, dass solche Themen tabuisiert werden, selbst Betroffene hadern damit. Bernhard hat die Hoffnung, etwas in Gang gesetzt zu haben, im Kleinen, dass die Betroffenen sprechen können.

Aus den Einträgen bei Facebook, aus der ganzen Scheiße ist sein drittes Buch entstanden: Kampf dem Karl.

Bernhard las uns zunächst die ersten beiden Einträge vor, reine Tagebucheinträge, in Form gebracht von Heidi Christina Jaax, der Herausgeberin des Buches. Thorsten Küper präsentierte dann noch eine erste Pressemeldung, bevor Bernhard weiterlas.

Es gibt schon einen zweiten Band, ein dritter ist ein Wunschtraum.

Wer Bernhard life erleben möchte, kann das am 15.11.2017 im Kulturhospital Atelier Udo Tschorn, Hospitalstraße 8, in Lippstadt tun.

Karl ist kein leichter Gegner, aber er bekommt bis zu Letzt Gegenwind.

Es war ein schwerer Abend, man denkt schnell an all die eigenen Verluste, erinnert sich an all die anderen Kämpfe. Aber das Zuhören ist wichtig. Niemand sollte allein kämpfen müssen.

Etwas beleidigte Leberwurst zur Pretzell

Politisches Kabarett ist keine leichte Sache. Da meine Witze eh kaum jemand versteht, versuche ich es erst gar nicht. Der Kueperpunk hingegen konnte sich eine treue Second Life Fangemeinde erarbeiten, vor der er immer wieder gerne auftritt und die ihn nicht einmal mit geschmacksneutralen, weil virtuellen Tomaten bewirft.

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Das offizielle Poster zur Show

Am Sonntag präsentierte er kurzfristig, aber aus gegebenem Anlass seine Show Der Gutmensch kehrt zurück im Theater der Brennenden Buchstaben. Es ging natürlich um die Wahl und das Problem mit Menschen, die es als Protest ansehen, Nazis zu wählen.

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Thorsten Küper ist einer der 87%

Das Motto »Ich bin 87%« prangte überall im Theater und es bezog sich auf den Anteil jener, die nicht Ultrarechts wählten.

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Auch alles 87%

Der Kueperpunk baute in seinen Text auch einen Blogbeitrag seiner holden Gattin ein und insgesamt stand der Abend nicht im Zeichen hoher Gagdichte, sondern einer pointierten und bitterbösen Abrechnung mit menschlicher Dummheit.

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Buk Tom Bloch spazierte mit einem Plakat herum und wies einige Male auf gegen ihn gerichtete Diskriminierung hin.

Sehr froh war ich auch, den Avatar von Bernhard Giersche zu sehen. Bernhard kämpft derzeit gegen Karl, wie er seinen Krebs nennt, und schreibt gegen ihn gerade mit aller Macht an. Am 05. November will er das fertige Buch in Second Live präsentieren – Monate nach dem ihm prognostizierten Ende. Ich werde im Publikum sitzen! Es war schön, dass er noch ein paar Worte nach Küpers Auftritt sprach. Meine Daumen bleiben gedrückt für ihn.

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Berhard Giersche im Gespräch mit dem Kueperpunk

Wer noch mehr bösen Rant zur Lage der Nation lesen möchte, dem empfehle ich die kleine Beitragsreihe Wo ich lebe von Uschi Zietsch auf ihrem Blog. Gerade heute, da sich PolitikerInnen wieder dafür auf die Schulter klopfen, irgendwann einen Vertrag unterschrieben zu haben, tut es Not darauf hinzuweisen, dass man in der BRD eine ganze Reihe von Dingen gar nicht wertschätzt. Etwa Sozialleistungen oder Kreativität. Es gibt heute nichts zu feiern.

Euch allen einen schönen freien Tag!

Der Fluch lokaler Feiertage

Die Literatur kennt keine Sommerlöcher und erst Recht nicht die Kunstgemeinde in Second Life.
Dort fand am Sonntag wieder einmal eine feine Lesung statt: Jens Gehres entführte uns in die Ætherwelt, einem Steampunkuniversum, von Anja Bagus kreiert und inzwischen von einer ganzen Reihe Autorinnen und Autoren mit Stories bereichert.
Jens las Reinigendes Feuer, bereits seine dritte Kurzgeschichte im Ætheruniversum. Seine allererste überhaupt veröffentlichte Story findet sich übrigens in der ersten Ætheranthologie, Ætherseelen. Alle Geschichten sind aber abgeschlossen und unabhängig voneinander lesbar.

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Das Anwesen derer von Wolfenberg

Jens begann schon in der Schule zu schreiben und interessierte sich für Steampunk. Die Ætherwelt von Anja Bagus lernte er 2014 kennengelernt. Seine Frau konnte sich dafür sofort begeistern, er erst später. Danach traf er Anja auf einem Con und eine Freundschaft begann.
Bald darauf beteiligte er sich an einer Halloween-Ausschreibung von Anja und fand damit zurück zum Schreiben. Inzwischen gibt es drei Kurzgeschichten, die zusammen etwa knapp 40 DIN A4 Seiten füllen. Ein SF-Roman, den er im NaNoWriMo geschrieben hat, befindet sich derzeit in der Überarbeitung.
Als erfahrener Vorleser – er liest seinen beiden Kindern seit acht Jahren täglich vor – bestritt er die Lesung komplett alleine – und überzog gnadenlos!

Die fulminante Ætherpunkkulisse stammte erneut von Barlok Barbosa. Thorsten Küper schwärmte bereits seit Wochen allerorten vom wunderschönen Auto für die Herrschaften vom Amt für Ætherangelegenheiten.

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Das Æthermobil

Die Lesung wurde erstmals live auf Youtube gestreamt, man hätte also auch ohne SL-Account dabei sein können.
Es waren 15 Avatare eingeloggt. Vorab setzte sich Barlok an den Flügel und klimperte ein paar stimmungsvolle Melodien, während die wie immer bezaubernd anzusehende ClaireDiLuna Chevalier dazu tanzte.

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Barlok und ClaireDiLuna

Jens betonte zu Beginn der Lesung, dass das herrliche Bühnenbild in der Tat alles aufweise, was in der Handlung seiner Geschichte vorkommen werde. Die Uniform seines Avatars etwa passt zur Hauptfigur, Baron von Wolfenberg, einem Kavallerieoffizier. Er wohnt im Herrenhaus eines Gestütes, welches Pferde für die badische Armee züchtet.

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Links sitzt der fleißige Kameramann, in der Mitte als Baron, Autor  Jens Gehres und rechts der Kueperpunk

Handlungszeitpunkt ist die Walpurgisnacht von 1913. Dem Baron wird der Besuch des Amtes für Ætherangelegenheiten angekündigt, die sich mit den Gerüchten über den angeblichen Tod der Gattin des Barons, Ilse, befasst.
Die starb tatsächlich, vergiftet von der Schwägerin des Barons in der Nacht ihrer Niederkunft, doch der liebende Gemahl trug den leblosen Körper seiner Frau in die vom Æther verseuchten Auen seines Anwesens. Am Morgen kehrte sie als Veränderte zurück …

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Das grüne Leuchten weist den Weg zum Æther

Die Geschichte entwickelt sich schnell zu einer atemlosen Geisterjagd, bei der Kenntnisse um die Besonderheiten von Maifeuer eine besondere Bedeutung gewinnen. Die Reaktionen waren euphorisch, ich glaube, dass es allen Lauschenden großen Spaß machte.

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Im Rauchsalon fand sich eine illustre Gesellschaft zusammen

Jens arbeitet gerade an Beiträgen für zwei SF-Anthologien, darunter zum Thema Reiseziel Utopia für die Phanta-News. Treffen kann man ihn als Nächstes beim FaRK vom 25.-28.08.2017. Wer also dort ist, kann ihn ja mal in Sachen Ætherangelegenheiten ansprechen.

Brennender Mai

Wenn die Brennenden Buchstaben zum eBook-Event laden, freue ich mich inzwischen sehr darauf. Die Lesungen in den virtuellen Welten des Second Life bieten nicht nur interessante Geschichten, sondern dazu auch noch ein sehr kreatives Umfeld.

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Viel Platz für Kreativität

Zu jeder Lesung wird von erfahrenen Künstlern ein passendes Bühnenbild entworfen, es gibt Utensilien zum Benutzen, passend zur Story, Musik- und Soundeffekte und vor allem immer wieder auch die Möglichkeit, selbst etwas beizusteuern.

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Zur Lesung von Hexenherz gab es passende Hüte und Zylinder

Vermutlich kann man sich so etwas nur schwer nachvollziehen. Sich abends an den Rechner setzen, Kopfhörer auf, Gerstenkaltschale bereit halten, einloggen und los geht’s.

Die Lesungen in SL sind nicht meine ersten Erfahrungen mit virtuellen Events, in jedem MMO trifft man irgendwann auf Rollenspiel und Dinge wie Bardenkonzerte oder Hochzeiten.

Aber Lesungen in SL sind mehr als das, sie sind eine ganz eigene Bühne und bieten die Möglichkeit, Menschen mit Spaß an Literatur, egal welcher Gattung, in einem angenehmen Umfeld zu verbinden, die sonst etliche Kilometer trennen.

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Anschlagtafel am brennenden Theater

Daher besuche ich sie gern, nehme die für mich WASD-Fanatiker verelfte Steuerung hin (man muss ja nicht viel laufen) und erfreue mich an meist völlig unbekannten Autorinnen und Autoren.

Falls es mal Probleme gibt, hilft die SL-Community sofort, besonders Thorsten Küper ist stets hilfsbereit zur Stelle. Außerdem liest er mit sehr viel Verve und Mut zum Schauspiel.

Da Mai-Wochenenden selten dazu auffordern, still starr hockend im dunklen Kämmerlein zu bleiben, konnte ich dieses Jahr nur sechs der fünfzehn Veranstaltungen besuchen:

Monika Loerchner las aus ihrem Fantasyroman Hexenherz – Eisiger Zorn, Regina Schleheck stellte ihren erschreckenden Roman über Der Kirmesmörder – Jürgen Bartsch vor, Frederic Brake, den ich schon öfter in SL erleben konnte, las und spielte mit dem Kueperpunk zusammen die Zombi-Romanze Eleonore, Newbie Andreas Zwengel präsentierte Ausschnitte aus seiner Serie Der zweite Krieg der Welten und Jennifer B. Wind spendierte eine Rundschau ihres Schaffens.

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Auf Du und Du mit Tripods während der Lesung von Andreas Zwengel

Zum Abschluss gab es noch einen Megakracher: Glaszsphäre. Eine Kunstinstallation auf eine Kurzgeschichte von Thorsten Küper, angerichtet mit dem animierten Design von Moewe Winkler und fein abgeschmeckt mit sphärischer Musik von Michael K. Iwoleit, der dieses Wochenende wohl doch seinen Deutschen Science Fiction Preis auf dem DortCon abholen wird.

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In der Glaszsphäre

Ausführlich berichte ich drüben im Fantasyguide: Das E-Book Event der Brennenden Buchstaben 2017

Jede Menge Fotos gibt es bei BukTom Bloch, zu dessen Lesungen ich leider nicht konnte.

Schaut euch das mal an. Ich verlinke den Einsteigerguide vom Küper und rate euch, diese Erfahrung einfach mal zu machen. Es ist kein Kinderkram, kaum geekig, sondern Kunst, Spaß und ziemlich (Buzzwortalarm!) entschleunigtes Literaturvergnügen. Von Liebesgeschichte, über SF, Fantasy und Horror bis zu Krimi und Gegenwartsgeschichten wird in Lesungen, Theaterstücken und Installationen alles geboten. Ganz ohne Parkplatzsuche.

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Jeder findet Platz im Brennenden Theater

Das nächste Event kommt bestimmt, mögen euch die Pixel gewogen sein!

Herein in die gute Stube, wenn‘s kein Schurke ist!

Thorsten Küper liebt die große Steampunkbühne und Dank widriger Umstände im Kriminaltheater konnte ich gestern doch noch an seinem Theaterstück Fäden weben im dunklen Netz in Second Live teilnehmen.

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Der Andrang überwältigte zum Glück nur die Veranstalter und nicht die Technik, ein paar Lags störten nicht weiter. Küper erwähnte, dass der Abend Teil der Veranstaltungen bei Steampunk Hands Around the World vom Airship Ambassador geworden sei und damit quasi ganz ganz großes Theater. Über 40 Avatare nutzen die Einladung in Barloks Hafen.

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So sah das komplette Szenbild von Oben aus

In den Hauptrollen fanden sich alte Bekannte: Küpers Frau Kirsten Riehl, Frederic Brake, Bernhard Giersche, Rubeus Helgerud, Markus Gersting und natürlich Thorsten selbst – als Verfasser hat man gewisse Rechte und Pflichten zu erfüllen.

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Die Themse, ein Kahn, ein U-Boot, Dampfmechs und London

Das phantastische Bühnenbild stammte von Barlok Barbosa, ergänzt um Zepeline und Flugmaschinen von Somehow Peccable.

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Blick auf die Zuschauerdrehscheibe

Ein schönes Stückchen viktorianisches Steampunk-London bildete somit eine bezaubernde Kulisse. Das Publikum saß an kleinen Café-Tischchen auf einer Art Drehscheibe, die sich jeweils zu den rundherum angeordneten Szenenbildern hindrehte. Was ziemlich cool war, da so vom Themse-Kahn zum Wohnhaus, von dort zu einer Straßenszene bis zum finalen Schauplatz alles schnell erreichbar war und wir uns nicht fortbewegen mussten.

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Was hat es mit dem hölzernen Kasten, Stube genannt, auf sich?

Die Geschichte war typisches Küperpunktheater. Es Mischung aus Krimi und Lovecraft-Horror. Also weniger Steampunk wie beim letzten Mal, aber nicht weniger unterhaltsam. Küper hat die bisher unveröffentlichte Story letzten Sommer geschrieben, berichtete er.

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Da, ein Schurke!

Im Zentrum standen eine seltsame Pflanze und die Möglichkeit, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.

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Nicht für jeden strahlen die Blätter der Pflanze blau …

Nach finsteren Gesellen, ewiger Liebe und einigen Toten kannte der Applaus und die Begeisterung aller Anwesenden kaum irgendwelche Grenzen.

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Bad der Akteure im Applaus

Das Ganze macht ja nicht nur wegen der Kulissen so großen Spaß, sondern weil es eine sehr entspannte Live-Atmosphäre besitzt. Das Publikum ist sehr wohlwollend, die DarstellerInnen sympathisch semiprofessionell und der Stoff exakt auf meiner Wellenlänge.

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Da kommt man gerne wieder!

 

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