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Luftig locker und maskiert
Am Wochenende fand endlich wieder die Berliner Buchmesse Buch Berlin statt und nach all der monatelangen Vorfreude und dem Bangen, ob sie stattfinden darf, hatte ich vorab doch ein mulmiges Gefühl, zu einer Massenveranstaltung zu gehen.
Doch irgendwie musste ich einfach hin und das Risiko erschien mir dann doch akzeptabel, nach ein paar Argumenten eines Freundes, den ich dann leider um ein paar Augenblicke verpasste.
Um ein wenig den Massenandrang zu umgehen, war ich recht früh da. Erneut gab’s am Eingang für Online-Tickets lange Schlangen, während die Tageskasse leer stand. Es galt »Genesen und Geimpft« als Einlassregel, meine Handy-App funktionierte und so stand ich auch schon in der Halle. Die Arena ist sehr geräumig, die Standreihen lagen weit auseinander und es herrschte sichtbar wenig Betrieb.
Mein Hauptgrund herzukommen ist ja meist, ein paar vorher schon ausgesuchte Bücher zu erwerben und jede Menge Fotos von Buchschaffenden zu knipsen, die ich dann im Fantasyguide verwenden kann. Leider bin ich dann immer sehr schüchtern und trau mich kaum, den Fotoapparat zu zücken. Zu Hause ärgere ich mich dann über schlechte Bilder oder die verpasste Gelegenheit, die Namen der Leute auf den Fotos zu ermitteln. Aber das geht mir jedes Mal so und dennoch gibt es immer wieder geschlossene Lücken. Die Fotos des Jahrgangs 2021 werden dann auch vielleicht und hoffentlich mal etwas Besonderes sein, denn es sind Maskenfotos. Viele Anwesende ließen auch am Stand die Maske auf und das hat einen eigenen Reiz.
Aber ich hab natürlich dann doch ein paar Menschen angesprochen. Als erste begrüßte ich Ju Honisch, die ich seit Jahren immer wieder auf Events sehe und die mir einst Molo ans Herz legte. Zwar wurde ich mit ihrem Roman »Das Osidianherz«, der damals den DPP gewann, nicht warm, aber Ju ist einfach super nett und wir plauderten kurz. Dabei fielen mir die Dicke ihrer Werke auf, die sie dank Corona im Selbstverlag herausbringt, und sie präsentierte mir extra für diese Wälzer einen Waffenschein. Aber ich sag euch: Lest lieber ihre Bücher anstatt sie auf Elfen zu werfen.
Gleich daneben musste ich dann aber zuschlagen, denn der neue Roman von Swantje Niemann, »Das Buch der Augen«, ist jüngst in der Edition Roter Drache erschienen und ein Pflichtkauf. Ihre »Drúdir«-Trilogie gefiel mir sehr, handelt ja auch von einem Zwerg, zudem sah ich die Autorin auf diversen Lesungen, Cons und während ihrer Praktikumszeit im Periplaneta Verlag, der leider nicht dabei war, wie so viele.
Auch von Torsten Low musste ich ein Buch erwerben, denn von meinem alten Fantasyguide-Mitstreiter Holger M. Pohl erschien dort die bitterböse Branchensatire »Die Leiden des jungen Verlegers«, kurz Verlegerleiden, dass er selbst noch gar nicht in den Händen hielt, weil der bissige Verleger das wohl irgendwie vergaß. Aber Tina und Torsten erzählten von ihrem Corona-Blues und dem krassen Umstieg nach einem Jahr zurück ins Messe-Geschehen. Vor allem sei ihre Kälteresistenz abhanden gekommen, die sie sich in vielen Übernachtungen im Auto erworben hatten. Aber sie schienen mir sehr glücklich zu sein, wieder Bücher in Kisten zu packen und unter die Leute bringen zu können.
Viele schöne Cover und Bücher weiter kam ich zu benSwerk, bei der ich eine Troll-Neuausgabe signieren ließ – ich mag ihre grafischen und zeichnerischen Arbeiten sehr, ihre Kreativität ist bewundernswert und ich erfreue mich eigentlich immer daran, wenn ich Bücher in den Händen halte, an denen sie mitwirkte.
Links daneben gab’s den Stand des Hirnkost Verlages, wo ich die großartige Anthologie »Am Anfang war das Bild« erwarb. Auf den Geschmack kam ich durch die jüngste Talkien-Ausgabe, in der die Beteiligten zu Wort kamen und man Eindrücke der Bilder gewinnen konnte, um die sich die SF-Geschichten drehen. Liegt jetzt es auf dem SUB recht weit oben.
Auf der anderen Seite von benSwerk erstreckten sich die Stände von Bernhard Kempen und Memoranda. Da ich quasi bereits das aktuelle Programm von Hardy Kettlitz’ Verlag in der Woche davor erworben hatte, machte ich nur Fotos und es traf sich ganz gut, dass Claudia Rapp zugegen war, denn so konnte sie mir einiges zum Metropol Con erzählen, der übernächstes Jahr, vom 28.–30.04. in Berlin, stattfinden wird; so Corona will. Ich muss da hin. Mit Claudia zu quatschen ist immer ein Vergnügen, sie ist eine begeisterte Phantastikerin, weitgereist und hat Superkräfte.
Ich zog dann noch die Stände auf und ab, bekam ein Regenbogenfähnchen und die Gelegenheit, ein paar der Autor·innen zu sehen, deren Werke in jüngster Zeit im Fantasyguide rezensiert wurden. Und die sehe ich tatsächlich eigentlich nur auf dieser kleinen, gemütlichen und queeren Messe.
Glücklich und Bücher-schwer zog ich von dannen.
Tränen aus Rost sind das Blut der Sterne
Corona hat ja jede Menge Pläne zerfetzt und dafür gesorgt, das ich mich das halbe Jahr in einem seltsamen Zustand zwischen antriebsloser Melancholie und Zeitverlorenheit befand. Zum Glück gab’s einen Haufen Arbeit, was dafür sorgte, dass der Kopf sich mit Codeproblemen befassen musste und durchgepustet wurde.
Das Fehlen von Lesungen und Cons wurde mir wieder so richtig bewusst, als mich Swantje Nieman anschrieb und frug, ob ich nicht Drúdir 3 lesen wollte. Aber logisch!
Garantiert hätte die phantastische Steampunkerin den ganzen Herbst in Lesungen verbracht und das Buch wäre mir schon viel eher in die Hände gefallen. So war ich froh, es noch halbwegs pünktlich verschlingen zu können und siehe da, es gefiel mir noch besser, als die beiden ersten Bände!
Das mag daran liegen, dass ich nun schon viel zum Hintergrund der Welt kannte, mit Drúdir durch einige tiefe Täler der Traurigkeit gewandert bin und mir die Melange aus Politik, Steampunk-Fantasy mit Zwergen und tollen Figuren fest ans Herz gewachsen ist.
In »Schatten und Scherben« wird Drúdir von seiner Vergangenheit eingeholt. Aber nicht nur das zwingt ihn, sich damit auseinander zu setzen, wie er sich seine Zukunft vorstellt.
Sich seiner Fähigkeiten bewusst zu sein, sie zu akzeptieren, ist ja nur das eine. Man muss auch seinen Platz in der Welt finden.
Erwähnte ich schon die tollen Figuren? Swantje hat da ein großartiges Händchen für ambivalente Charaktere, die sich entwickeln dürfen, Fehler begehen oder einfach Dinge in Bewegung halten, ganz egal ob sie Zwerge, Elfen, Trolle oder Menschen sind. Zwar angelehnt an typische Vorstellungen dieser Fantasy-Rassen, aber moderner, irgendwie realistischer. Ich mag das einfach. Und ich vermute ganz stark, dass Swantje irgendwann wieder in die Welt ihrer ersten Trilogie zurückkehrt. Da sie mit den Drúdir-Bänden ihr Talent schärfen konnte, bin ich aber frohen Mutes, dass alles, was dem direkt nachfolgt, ebenfalls das Lesen wert sein wird und ich freu mich drauf!
Mehr zum Buch schrieb ich wieder in meiner Rezi: Drúdir – Schatten und Scherben von Swantje Niemann
Revolution in Scherben
In Vorbereitung auf die Nacht der Drachenfliege griff ich mir endlich den zweiten »Drúdir«-Band »Masken und Spiegel« vom SUB. Wobei, er lag gar nicht auf DEM SUB, sondern auf dem Stapel der ungelesenen Bucheinkäufe von der Leipziger Buchmesse. Da wartet jetzt noch ganz vorwurfsvoll der dritte Band von Kai Meyers Space-Opera »Die Krone der Sterne«. Aber es sind auch alles dicke Klopper geworden!
Jedenfalls wollte ich der wunderbaren Swantje Niemann nicht unter die Augen treten ohne zumindest angefangen zu haben und schwupps hab ich das Buch auch schon absorbiert.

Es ist sogar noch besser als »Drúdir« gelungen, da Swantje fast allen Figuren eine tiefe Charakterisierung verleiht und ihre Motive darlegt. So werden selbst Morde und Verrat durch die Ereignisse und das Beziehungsgeflecht der Figuren begründet und die jeweiligen Entscheidungen nachvollziehbar. Dadurch fühlt man als Leser an bestimmten Stellen keine Befriedigung: »Endlich issa tot!« Sondern teilt das Bedauern und Mitgefühl der beiden Hauptfiguren. Das war zwar auch schon im ersten Band so, hier aber legt Swantje noch eine Schippe drauf was die emotionale Breite der Charakterisierung anbelangt.

Mit »Masken und Spiegel« wechselt Swantje den Schauplatz. Drúdir reist ins Menschenreich um zum einem mit sich ins Reine zu kommen, zudem begegnen ihn die Zwerge in der Union mit Angst und Abscheu – er will in Ch’Ashvaenta auch beim Maskenmacher Jathrades Einsicht in Bücher bekommen, die sich mit Magie befassen, um darin mehr über seine nekromantischen Fähigkeiten zu erfahren.
Doch Jathrades ist tot. Seine Tochter Nodia erlaubt Drúdir zwar, in den Büchern zu lesen, doch alsbald geraten die beiden in die offenen Rechnungen der »Revolution der Masken«, durch die vor fünfzehn Jahren der alte König gestürzt und eine parlamentarische Monarchie installiert wurde.
Politik, Magie und Emotionen – in der deutschsprachigen Fantasy ist mir derzeit nichts bekannt, dass auf dem Niveau von Swantje stattfindet. Meine ausführliche Rezension gibt’s hier: Drúdir – Masken und Spiegel von Swantje Niemann
Bis der Chef ans Mikro drängt
Bereits am Freitag fand die zehnte »Nacht der Drachenfliege« im Literaturcafé Periplaneta statt.

Obwohl ich da eigentlich immer hingehen will, klappte es erst zum zweiten Mal. Die Lesungsreihe steht ganz im Zeichen der Drachenfliege, denn die Libelle ist das Maskottchen der »Edition Drachenfliege« des periplaneta Verlags, der in ihr vor allem Phantastisches veröffentlicht. Meist schräges Zeug zwischen Urban Fantasy und Märchen – ich denke, seit dem Start der Edition hab ich so ziemlich alles gelesen, was in ihr erschien.

Am Freitag standen deshalb auch keine Unbekannten im Scheinwerferlicht, zumindest für mich nicht.
Verleger Tom Manegold eröffnete den Abend gewohnt charmant lavierend und machte dem Publikum den Ausfall der musikalischen Begleitung schmackhaft.

Mitten in seine Begrüßung platzte der wahre Chef des Verlages auf den Armen seiner Mutter, der Autorin und Verlegerin Marion Alexa Müller, herein.

Konstantin heißt der Knirps und durfte nach der Pause auch ins Bettchen gehen, jedoch nicht ohne seine Künste am Mikro präsentiert zu haben.
Den Anfang des kulturellen Teils bestritt Jesko Habert. »Tiefsommer« gehörte zu meinen großen 2018er SF-Freuden und das dürfte jetzt der vierte Abend gewesen sein, an dem ich Auszüge aus dem Roman lauschte. Er las zunächst aus dem Fantasy-Teil des Romans und nach der Pause aus dem anderen, etwas anderen Teil. Ohne zu spoilern kann man da leider nichts weiter verraten.

Ans Mikro trat dann Swantje Niemann. Die junge Autorin arbeitete als Assistentin im Verlag, ihre High-Fantasy Trilogie »Drúdir« erscheint aber nicht dort, sondern in der »Edition Roter Drache«. Drúdir 2, »Masken und Spiegel«, erwarb ich schon auf der LBM und extra für den Abend hab ich’s auch endlich zu lesen begonnen.

Allerdings nutzt Swantje die »Nacht der Drachenfliege« lieber zur Vorstellung von nicht so ernsten Texten und trug deshalb eine weitere Story um ihre lebendig gewordene Comicfigur vor, die mit den Entscheidungen ihres Zeichners nicht immer zufrieden ist. Ob ihr aber bei ihrer Rache der Cyber-Hoodie eines seltsamen jungen Pubertierenden helfen wird?
Aus dem fernen Wedding bei Moabit reiste Brauseboy Robert Rescue an. Ein Lesebühnenveteran, der mit dem »Intimitätendieb« vor einigen Jahren einen recht coolen Urban-Fantasy-Roman in der »Edition Drachenfliege« unterbringen konnte.

Er deutete an, dass sich das Ganze zu einer Serie um den Geisterjäger aus dem Wedding ausgewachsen hat, die er exklusiv für die »Edition Drachenfliege« verfasst. Die neueste Folge wurde durch die TV-Serie »Good Omens« inspiriert und handelt vom Besuch Klaus Pelzers in der WG der vier apokalyptischen Reiter. Die logischerweise im Wedding wohnen und mit Umweltverschmutzung, der ehemaligen Pest, ihre Nöte haben.
Ein weiterer, herrlich schräger Text, der hoffentlich auch einmal gedruckt erscheint.
Als Stargast des Abends und literarisches Finale des ersten Teiles wurde André Ziegenmeyer eingeführt. Sein quadratisches Bändchen »Igor Mortis« dürfte eines der ersten, oder sogar das erste Werk der »Edition Drachenfliege« gewesen sein, dass ich rezensierte. Aus heutiger Sicht sehr martialisch rezensierte.

Seither gab es diverse kleine Bände mit Texten und Gedichten im periplaneta Verlag, jedoch landete bisher keiner davon in meinen Händen. Es sind auch eher Anekdoten und typische Lesebühnentexte. Witzig und pointenreich, aber in life natürlich wesentlich vergnüglicher, denn der Mann ist ein großartiger Vortragskünstler und Quatschmacher. Ein wichtiges Utensil wartete bereits den ganzen Abend auf seinen Einsatz.

Eine Art Dampfradio mit Nebelgenerator und Blitzkugel, aus dem er mittels Tastatureingabe kleine Sound- und Teaserschnipsel unters Volk brachte und das unter dem Namen Hermann, die Geschichtenmaschine berühmt werden dürfte. Quasi das Tool für ein Live-Hörspiel. Als Kaffeemühlenpraktikant zum Ankurbeln der Maschine fundierte Tom.
Nach einem kurzen Einblick in das Gehirn André Ziegenmeyers, wo ein Kopfgnomkumpel mit Quietschehammer hämmert, konnte André als noch gar nicht so alter Papa zudem auf einen großen Fundus lustiger autobiografischer Geschichten um seine Tochter Mathilda zurückgreifen, die auch in seinem jüngsten Quadrat »Der auf der Kuh surft« zu finden sind. Da ging es etwa um die Keksgeldkrise.

Mit Hilfe Hermanns konnten wir dann in die Tiefen der Bollywoodbegeisterung des Autors eintauchen, was uns alle pausenreif glücklich machte.
Frisch gestärkt überredete Tom dann sein Apfelbrett, einen Kurzfilm zu zeigen, der eigentlich als Einstimmung für Andrés ersten Part gedacht war, weil darin eine Kuh mitspielt. »Mobile« von Verena Fels ist ungemein knuffig und sollte unbedingt weggeguckt werden!
Während sich DER Chef endgültig verabschiedete, durfte Jeskos seinen zweiten Lesungsteil begehen.

Wie gesagt, ohne zu spoilern, ist darüber nichts zu berichten, außer, dass das Buch lesenswert ist und Jesko das atmosphärisch vortrug.
Tom stellte dann noch kurz das aktuelle Programm der »Edition Drachenfliege« vor, von dem ich bereits »Inferno für Anfänger« von C. C. Holister gelesen und auch schon rezensiert habe. Auf dem SUB liegen noch Philipp Multhaupts zweiter Erzählungsband »Herrn Murmelsams Trinklieder« und »Käsablanca« von Stefan Goebels, das ich sofort nach »Drúdir 2« wegknuspern werde.

Slawische Mythologie aus einem Youtube-Video inspirierte Swantje zu ihrer zweiten Geschichte. Der Klimawandel hat Berlin zu einer Küstenstadt gemacht und die Welt führt einen unbarmherzigen Klima-Krieg.

Robert berichtete dann von seinen Erfahrungen mit Let’s Play-Videos und was ihn daran stört. Vor Schrott muss man eben wütend warnen. Seine fein ziselierten Ausführungen sprachen mir aus der traurigen Erfahrungstiefe. Tom fand es gruselig, wie viele aus dem Publikum an bestimmten Stellen lachen konnten. Ja, es gibt spezielle Probleme jenseits der Klimakrise …

Tom nutzte die Gelegenheit, um Bilder des Grafikers Holger Much vorzustellen, der auch für das Cover des »Intimitätendiebes« verantwortlich zeichnete.

Danach sprang André auf den Zug des Erfolges und fuhr mit einen Mathilda-Geschichten fort. »The Walking Dead« behandelt die Probleme des väterlichen Biorhythmus’ in der Elternzeit, »Die schönste Geschichte der Welt« und »Sternenzicklein« vertieften unsere Bekanntschaft mit der fantasievollen Welt Mathildas und der beiden Ziegen Alice und Cooper.

Zum Abschluss gab es noch eine Story aus »Ententanz und Armageddon«, mit der wir eine Apokalypse, verkündet im Supermarkt, als Live-Hörspiel begleiten durften.
Es war erneut ein großartiger Abend der Phantastik, ich kaufte Bücher, trank gutes Bier und lauschte magischen Geschichten. Ob ich es zur Elften »Nacht der Drachenfliege« in den Prenzlauer Berg schaffe? Bisher spricht nichts dagegen. Möge kein Elfenwerk zwischen uns geraten!
Irgendwas mit Dampf und Zwergen
Zwerge in der Fantasy über auf mich einen enormen Reiz aus, dem ich selten widerstehen kann. Auch wenn meine Leidenschaft hauptsächlich den alten Warhammer-Dawi gilt, freut es mich doch hin und wieder, wenn ich sympathische Zwergenwelten in neuen Romanen finden kann. So ging es mir mit »Drúdir« von Swantje Niemann.
Ich war bei ihrer Buchpremiere dabei und traf sie dann auf der Buch Berlin und im Periplaneta Literaturcafé, da sie dort zwischenzeitlich ein Praktikum als Lektorin absolvierte.
Als Swantje ankündigte, im Periplaneta Literaturcafé aus »Drúdir« zu lesen, stand für mich sofort fest, dass ich das unmöglich versäumen kann, immerhin sollte ja Band 2, »Drúdir – Masken und Spiegel« irgendwann erscheinen.
Verleger Tom Manegold schwärmte in seiner Vorstellungsrede von Swantjes Arbeit für Periplaneta und versuchte mit seiner eZigarette den für eine Steampunklesung notwendigen Dampf zu erzeugen.

Dampfgroßmeister Tom Manegold
Dann entführte uns She Goes North mit traumhaft gesungenen Songs in ihre lyrischen Welten und bereitete so eine fantastische Grundlage für Swantjes Lesung.

She Goes North
Swantje begann auch zunächst mit dem Anfang und brachte uns mit mehreren kurzen Kapiteln auf Drúdirs Reise zu den Hintergründen der Ermordung seines alten Lehrmeisters.

Swantje
Nach der Pause gab es dann auch tatsächlich die erhofften Auszüge aus Band 2. Drúdir besucht darin eine Menschenrepublik. Die Leute dort haben sich vor fünfzehn Jahren von einem absolutistischen König befreit und experimentieren mit der Demokratie. Was allerdings grad nicht so besonders gut klappt. Im Mittelpunkt steht eine jungen Maskenmacherin, deren Vater ermordet wurde und die hinter Drúdirs Besuch mehr vermutet.
Ich bin gespannt, was Swantje dieses Mal an Technik, Magie und Politik zusammenmischt.
Das Buch erscheint zur Leipziger Buchmesse und nicht bei Periplaneta, sondern wie auch Band 1 in der Edition Roter Drache. Swantje berichtete auch mit großem Stolz, dass sie sogar eine Lesung auf der LBM bestreiten darf, womit sich ein Traum ihrer Fan-Tage erfüllt.
Klar, dass das Buch auf der LBM erworben wird! Und auch auf den eMail-Verteilen von She Goes North haben wir uns gesetzt, damit wir auf keinen Fall das Erscheinen ihrer EP verpassen. Und auch wenn Tom ihre lyrischen Bilder durch das Heraufbeschwören von Umweltgefahren in Gefahr brachte, wird der nächste Sommer zu diesen Klängen episch.

Froschkönige gehören ans Buch, nicht an die Wand
Ein Abend im Periplaneta Literaturcafé ist immer wieder ein zwergenreicherwärmendes Erlebnis, besonders wenn es Bier, Zwerge und himmlische Musik zu genießen gilt. Für Grungni!
Die Karawane der Belesenen
Ein kleiner Blogartikelstau möchte aus der Aufschiebe-Ecke abgeholt werden.
Na dann mal los!
Am letzten Wochenende fand bereits zum fünften Mal die Berliner Buchmesse Buch Berlin statt. Nach zwei Jahren in Neukölln reiste die kleine Messe einmal quer durch die Stadt nach Moabit und fand einen Unterschlupf in einem Hotel, das zu einem Einkaufszentrum gehört. Ich war hier noch nie.

Erst gut mit Buch
Man musste den Eingang des Einkaufszentrums benutzen und meine Erwartungshaltung sank rapide, als wir die Rolltreppe Richtung Asia-Imbiss nahmen. Die Messeräume selbst befanden sich im Hotel und erfüllte solide ihre Zwecke, allein die Garderobe erwies sich als deutlich zu klein kalkuliert.
Die Buch Berlin ist geprägt von engagierten Kleinverlagen und Selbstveröffentlichungen vor allem aus dem Fantasy-Bereich, queere Literatur und bezaubernde Kinderbücher.
Die Säle und Räume erwiesen sich als gut gefüllt, wobei ein Großteil der Leute allerdings Namensschilder trugen und dementsprechend wohl AusstellerInnen waren.
Es fanden sich jede Menge alte Bekannte vom Verlag ohneOhren, über Art Script, Amrûn, periplaneta bis hin zu Sternensand und der Edition Roter Drache. So traf ich denn auch die aufgekratzte Swantje Niemann, schaute kurz bei der Lesung von Anja Bagus vorbei, beäugte Christian von Asters bedeutsames Umhereilen, sah Ann-Kathrin Karschnick mit Laurence Horn herumherzen und erwischte Torsten Low beim Stimmungsaufhellen.

die aethärische Anja Bagus

Christian von Aster und Markus Heitkamp

Ein Horn und eine Fee

Mira Valentin zeigte Flügel

Jesko Habert und Sarah Strehle am periplaneta-Stand

Swantje zog strahlend durch die Gänge

Torsten Low und Claudia Rapp planen Projekte
Da ich Fantasy eher am Rande lese, suchte ich nach Science-Fiction, was auf der Buch Berlin erfahrungsgemäß nicht ganz so einfach ist. Jedoch erwarb ich ein Paläo-SF-Werk eines zeichnenden Autors und bin schon gespannt, wie es sich lesen wird.

Robert Rittermann hielt die Fahne der SF hoch
Meine Liebste hingegen wurde beständig angesprochen und konnte sich als Volltreffer der Zielgruppe auch gleich drei Bücher mit nach Hause tragen lassen und bestimmt tausendmal entwich sie mit einem deutlichem Zögern. Kein Wunder, dass wir etliche Stunden auf der Messe verbrachten.

Samy Hale verführte zum Buchkauf
Auch die fünfte Buch Berlin hat sich also für uns gelohnt. Es wuselten wieder sehr viele begeisterte Autorinnen und Autoren herum. Spannende Projekte versprachen viel und begleiteten bunt ein wunderbares Bücherwurmgewimmel. Und natürlich konnte ich auch einige Bilder für die AutorInnenseiten des Fantasyguides knipsen.

Spannendes Projekt Divoisia
Solche Erlebnisse helfen dann doch, das deprimierende Versumpfen in einem Drecksgroßraumbüro halbwegs zu überstehen.
Orange in the Sky with Cucumber
Endlich bot sich wieder einmal die Gelegenheit in das Periplaneta Literaturcafé in der Bornholmer Straße zu gehen.
Jesko Habert feierte dort die Buchpremiere von Tiefsommer, das ich ja schon vorab lesen konnte und auch besprach.

Das Literaturcafé Periplaneta
Da ich über pünktlich war, konnte einige Worte mit Swantje Niemann wechseln. Die Autorin arbeitet gerade die letzten Tage der Semesterferien im Periplaneta Verlag und erzählte mir ganz begeistert von ihrem Studium und wie es mit ihrer Steampunk-Trilogie um Drúdir weitergeht. Auf Band 2, der im Frühjahr 2019 erscheinen soll, freu ich mich schon. Allerdings versprach Swantje, dass er etwas andere Schauplätze beinhalten würde und sie erst im dritten Band (2020) zu Themen des ersten Bandes zurückkehren wird.

Swantje Niemann
Dann entspann sich eine kurze Diskussion mit Swantje und Verleger Tom Manegold über die Meinungsschwemme in den sozialen Netzwerken, angeregt durch einen Blogbeitrag von Philipp Multhaupt.
Jesko Habert wartete da schon auf seinen Einsatz. Die Bühne glühte in einem herrlichen Orange, um den Himmel in Tiefsommer darzustellen. Tom hoffte auch, das weiche Licht verdecke Falten. Cleverer Schachzug.

Faltenfrei: Tom Manegold
Leider konnte die Coverzeichnerin Nicole Altenhoff nicht anwesend sein, aber wir erfuhren, welche Diskussion die spezielle Gurkenform des Zeppelins auf dem Cover auslöste.

Die Cover-Postkarte von Nicole Altenhoff zu Tiefsommer
Als musikalische Begleitung hatte sich Jesko den Sänger Arnold »Juri« Meijer von der Band Unknown In August eingeladen, der mit kraftvoller Stimme zarte Songs präsentierte.

Arnold »Juri« Meijer
Dazwischen las Jesko zunächst Passagen aus dem ersten Teil von Tiefsommer vor.

Jesko Habert
Später sogar in lyrisch bearbeiteter Form, da er demnächst mit der Gruppe Sommertag eine Tour starten will, auf der unter dem Namen Tiefsommertag vertonte Texte des Romans aufgeführt werden. Dadurch ergaben sich ganz neue, intensive Texte, die mehr das Innenleben der Figuren betonten.
Als letzten Text präsentierte er eine solcherart veränderte Passage aus dem zweiten Teil, was dann doch einige Überraschungen auslöste.
Zwischendurch plauderte Jesko auch über die Entstehung des Romans. So beruhen die Figuren auf Märchen, die er den beiden Töchtern seiner Cousine erzählte. Eines davon wurde sogar veröffentlicht: Pepe und der Pups-Roboter. Als er auf einem Wanderurlaub einen Freund von diesen Geschichten erzählte, deren Hintergrund auch ökologische und soziale Probleme sind, fragte der Freund ihn, was die Kinder aus den Geschichten wohl in 15 Jahren machen würden. Eine Guerilla-Truppe gründen? So wurde die Idee zu Tiefsommer geboren.

Jesko in Plauderlaune
Im Frageteil stellte Jesko fest, dass er am liebsten in der Hängematte schreibt, eine Fortsetzung von Tiefsommer nicht geplant ist und der Verleger jetzt zum ersten Mal erfahren darf, dass ein neuer Roman fast fertig sei.
Zum Abschluss verabschiede Tom im Namen des Verlages Swantje, die als Lektorin und Projektleiterin nicht geringen Anteil an Tiefsommer hat.

Swantje im Jubelsturm
Nach der Lesung kam ich ins Gespräch mit jener Cousine, deren Töchter Muse und Anregung der Tiefsommer-Figuren waren und erfuhr den Inhalt der anderen Märchen. Erstaunt stellte ich fest, dass viele der Details im Buch, die mir seltsam unbenutzt erschienen, plötzlich ihren Sinn bekamen. Es waren Bestandteile der alten Kindergeschichten und darum gibt es etwa die Lichterzwerge, die Lucio zur Seite stehen.
Wenn Willegoos die noch unveröffentlichten Kindergeschichten nicht bringen mag, könnte Periplaneta einspringen. Interessant wäre es schon. Über den Inhalt werde ich solange schweigen.
Zum Signieren ließ sich Jesko viel Zeit und verwendete ganz Stilvoll einen Füllfederhalter.
Dieser zusätzliche Schub an Hintergrundinfos, eine tolle Lesung, schöne Musik und die Gespräche mit Swantje bescherten mir einen ganz exorbitant schönen Abend.

Man zahlt, um zu gehen, in die Künstlerkanne
Vom tiefen Sommer und dem Übergrund
Seit Jahren bin ich Fan der Edition Drachenfliege des Periplaneta-Verlages. Ich habe aus ihr schon eine ganze Menge gelesen. Zumeist erscheinen dort Urban-Fantasy Romane von bis dato unbekannten Autorinnen und Autoren und enttäuscht wurde ich nie, im Gegenteil, einige der Bücher fand ich richtig gut und behielt sie im Gedächtnis.
Deshalb freue ich mich auch stets über eine neue Mail des Verlages. Zu meiner Überraschung kam sie dieses Mal nicht von Marry sondern von Swantje Niemann – genau, der bezaubernden Autorin von Drúdir!
Das musst ich natürlich hinterfragen und erfuhr, dass sie für kurze Zeit im Verlag als Assistentin arbeitet, da ja die Chefetage grad im Babyglücke schwelgt. Der stolze Vater bloggte auch bereits darüber.
Aber worum ging es nun in der Mail? Um ein Buch, klar. Der Jesko hat eine poetische Dystopie erschaffen! Ich hatte den Poetry-Slammer bereits als Bestandteil der Lesebühne Vision & Wahn erlebt und umso drängender musste ich also »Tiefsommer« haben.

Jesko Habert auf der Lesebühne im september 2017
Dystopien sind ja eigentlich so gar nicht meins. Trotzdem trudeln sie ständig bei mir ein. Die Welt geht unter und alle berichten davon, oder so.
Aber zunächst beginnt »Tiefsommer« eher als ein Steampunk-Roman. Eine Bergstadt wird von Drohnen eines fremden Reiches in Schutt und Asche gebombt. Lediglich drei junge Leute überleben. Eine Färberin, die Farben riechen kann, und ein Bastler-Pärchen, das die Stadt halblegal mit Strom versorgte – das Setting begann also schon mal ungewöhnlich.
Dann treffen die drei auf eine Gruppe nomadisierender Philosophen und kurz darauf auf eine junge Frau in einem gewachsenen Luftschiff. Das Cover zeigt es sehr schön.

Tiefsommer von Jesko Habert, Cover: Nicole Altenhoff
Jup, ziemlich exotisch das Ganze. Was aber lange Zeit als Abenteuergeschichte auf einer fremden Welt ausschaut, entwickelt sich im zweiten Teil in eine komplett andere Richtung und ich müsste spoilern, wollte ich mehr dazu schreiben.
Auf jeden Fall passt es recht gut zu einem Interview, dass ich gerade transkribiere und in dem Wolfgang Neuhaus über Cyberspace und Cyberpunk erzählt.
In meiner Rezi im Fantasyguide untersuche ich das ein bisschen und bei aller Begeisterung für die sehr lyrische Sprache fiel als kleines Manko auf, dass man aus den Figuren und der erschaffenen Welt noch ein bisschen mehr hätte herauskitzeln können. Aber was an soziologischen und utopischen Ideen in dem Roman steckt, ist beeindruckend.
Am 28. September stellt Jesko Habert seinen Roman im Literaturcafé des Verlages vor und ich habe mir schon einen Platz reserviert.
Solche feinen Debüt-Romane gibt es ständig bei Periplaneta. Da bin ich ganz Fanboy.
Hier noch der Link zu meiner Rezi im Fantasyguide: Tiefsommer von Jesko Habert
Das zarte Knospen mechanischer Blumen
Natürlich hat mich die Autorin Swantje Niemann bei ihrer Lesung ihres Romans Drúdir im Bastelladen und Steampunk-Café mit Liebe selbstgemacht mühelos für sich eingenommen. So gedachte ich eines schönen Herbstnachmittags zum Glühwein und Spekulatiuskeksen ein wenig hineinzuschnuppern, da ich nicht mit meiner aktuellen Horror-Lektüre fortfahren wollte. Ihr versteht schon, ich wollte so eine warme Lesekuschelatmosphäre, ohne schon wieder zum Herrn der Ringe oder Harry Potter zu greifen.

DRÚDIR VON SWANTJE NIEMANN, COVER: JÖRG SCHLONIES
Ich glaub, so schnell hat schon lange kein Büchlein mehr die SUB-Reihen verlassen, das kein Rezi-Exemplar war. Das Buch hat mich tatsächlich überrascht. Das liegt vor allem an den sehr unterschiedlichen Charakteren, die selten etwas mit Standard-Typen zu tun haben, obwohl man es denken könnte. Dann gibt es tatsächlich ein komplexes politisches System, was in der Lesung schon angesprochen wurde, aber in natura doch noch substantieller ist, als ich erwartet habe.
Überhaupt brach Swantje ständig meine Erwartungen. Man hat ja so Vorstellungen, wohin sich Szenen entwickeln, welche Konfrontationen sich in die Länge ziehen, welche Missverständnisse zu langen Fehden führen werden und so weiter. Hier hat mir Swantje mehrfach mit einem Dreh der Handlung gezeigt, dass man das auch anders schlüssig lösen kann. Sie hat da quasi meine Fantasie erweitert. Schöne Sache.
Steampunk allgemein ist nicht mein Ding, weil die technischen Details oft nur Zierde sind. Fliegerbrillen und Zahnräder überall. Punk ist sowieso selten zu finden, eher romantische Heldinnen. In Drúdir gibt es auch eine Romanze, aber die schwimmt im selben Meer wie Frankenstein und dichter daran, ein Punk zu sein als der Elf Phandrael, war schon lange kein Spitzohr mehr.
Ich kann euch nicht versprechen, dass es auch für eure Fantasyleseerfahrungen zutreffen wird, aber mit Drúdir könnt ihr nichts falsch machen. Es ist ein Debüt, dass auch euch überraschen wird, irgendwie, aber bestimmt stets im positiven Sinne.
Noch viel mehr Schwämerei gibt’s in meiner Rezension: Drúdir von Swantje Niemann
Kann mal ein Erwachsener übernehmen?
Wenn Zwerge im Spiel sind, werde ich weich. Kein Wunder also, dass ich mir eine ganz besondere Lesung dick im Kalender anstrich: Gestern stellte Swantje Niemann die Neuausgabe ihres Romans Drúdir im Bastelladen und Steampunk-Café mit Liebe selbstgemacht vor.

mit Liebe selbstgemacht in der Greifswalder Straße 150
Der Roman erschien zunächst bei neobooks, aber auf der letzten Buch Berlin sprach Swantje Holger Kliemannel von der Edition Roter Drache an und ein freier Programmslot später sowie nach einem guteingelegten Wort von Anja Bagus, liegt nun das dicke Taschenbuch mit neuem Cover vor uns.

Drúdir von Swantje Niemann, Cover: Jörg Schlonies
Zum Glück musste ich nicht ganz allein in die Greifswalder Straße 150 fahren. TFA aus dem Forum des SF-Netzwerkes hatte schon länger einen Blick auf Buch und Autorin geworfen und schloss sich der Lesungsexpedition freudig an. Er kannte auch das alte Cover und lobte deren Vorzüge. Auf der Homepage von Swantje kann man ihre eigenen Skizzen betrachten, die dem neuen Cover als Vorlage dienten.
Es zeigt nun zwei wichtige Figuren des Buches. Zum einen die Automate, ein gefährliches Mischwesen aus Metall, Magie und Zwergenresten und natürlich Titelheld Drúdir selbst. Swantje erzählte von ihrer Befürchtungen, mit den Bildern die Fantasie ihrer Leserschaft zu sehr voreinzustellen, aber das ist nicht leicht vorherzusehen.

Arne aus der Danksagung und Swantje vor der Lesung beim Tee
Zunächst konnten wir uns in dem schicken Laden umsehen. Der vordere Teil mit dem Café steht ganz im Zeichen des Steampunks und ist entsprechend geschmückt.

Die Details sind wichtig
Im hinteren Teil befinden sich die Regale mit Bastelutensilien und ein Raum für Kreativkurse. Dort fand auch die Lesung statt. Sehr hübsch war die alte Schreibmaschine, die auf dem Lesungstisch stand und somit auch hier eine gediegene Steampunkatmosphäre verbreitete.

Das Licht der Magie
Swantje hatte extra Kuchen gebacken und als besonderes Event eine Verlosung angekündigt für alle die in Steampunkkostümen auftauchten. Da ich so etwas nicht besitze, musste ich auf diesen Programmpunkt verzichten.

Haben mehr Kalorien als eine Fantasy-Trilogie Seiten
Nachdem sich die Autorin noch mit einem stilistisch passendes Korsett umgab, begann die Lesung.
Zunächst erlebten wir Drúdirs Begegnung mit seinem toten Lehrer, Uhrmacher Fragar. Der junge Zwerg, kaum 40, hat nämlich eine ganz besondere Fähigkeit. In einer Zeit, da Magie schon seit vielen Jahrzehnten verschollen ist, spürt er ihre Netze und kann die Erinnerungen der Toten sehen. So erlebt er den Mord an Fragar mit.
In einer zweiten Szene lernen wir die Automate vom Titelbild kennen und zum Schluss gab es noch einen epischen Blick auf die unterirdische Seestadt Schwarzspiegel, die mir ganz besonders gut gefiel. Mal wieder eine richtig coole Zwergenmetropole.

Swantje freute sich sehr über die Fragen
Die Fragerunde rettete ein junger Fan, der als erstes fragte, ob der Mörder ein Elf sein, was auch meine Vermutung war. Doch Swantje verriet nix.
Dann erkundigte er sich nach Band 2. In der Tat hat Swantje den zweiten Teil bereits fertig, da ihr Ende des Sommers einige zündende Ideen kamen und ein/zwei davon waren sogar gut. Nach einer weiteren Überarbeitung Ende des Jahres wird er an den Verlag gehen und planmäßig 2019 erscheinen. Einen Titel hat sie bisher noch nicht, sodass auch die Vorankündigung am Ende des ersten Bandes noch vage bleibt.
Einen dritten Band wird es wohl auch geben, da Duologien in der Fantasie unüblich sind und man eine Trilogie erwarten würde.
»Jetzt muss ich mir irgendwas einfallen lassen und behaupten, es sei von Anfang an geplant gewesen.«
Der zweite Band spielt dann weiter im Süden, nicht mehr in der Union mit ihren Zwergen, sondern bei den Menschen, die im ersten Band keine besondere Rolle einnehmen.
Drúdir wird weiterhin im Zentrum stehen und Swantje hat ein sehr klares Bild von ihm im Kopf:
»Er sieht sich selbst noch als sehr jung: Huch, ich hab mich grad erst an das Erwachsenwerden gewöhnt … und meine Magie … und oha, kann bitte ein Erwachsener übernehmen? Würde er selbst so nie sagen, aber er fühlt ein bisschen so.«
Spannend wurde dann die Diskussion, mit welchen Waffen die verschiedenen Rassen meucheln würden und ob ein Elf Nackenschmerzen bekäme, wenn er einem Zwerg versucht, die Kehle durchzuschneiden. Anatomisch korrekte Fantasy ist etwas Schönes!

Sorgt sich um Elfennacken
Viele Gedanken hat sich Swantje auch um die politische Struktur ihrer Welt gemacht.
Die Zwerge konnten sich durch den Wegfall der Magie aus ihrer Unterdrückerrolle befreien und durch die Erfindung der Dampfmaschine eine industrielle Revolution einläuten. Eine dadurch beginnende Demokratisierung ist»eine Versuch- und Irrtumentwicklung und sie steuern gerade auf einen sehr großen Irrtum zu.«
Eine große Rolle spielt auch das Land der Elfen.
»Es gibt zwei Länder der Elfen, weil ich Problem mit monolithischen Kulturen in der Fantasy habe.«
Ganz klassisch geteilt in integrationswillige und in traditionell lebende Elfen. So kennt man die Spitzohren ja.

Was schreibt man rein?
Für mich klingt das alles ganz spannend und das (natürlich signierte) Buch landet direkt auf meinem Nahzeit-SUB. Der Herbst ist lang, der Winter kommt und von irgendwas muss man ja leben.