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Schicht im Raumanzug
Michael K. Iwoleit nannte ihn Hobbyautor mit einem gewissen Talent und benannte seine Kritik der 2016 erschienenen SF-Kurzgeschichten »Eine Saison der Kurzatmigen«, womit er sich direkt auf die Storys von Norbert Fiks bezog.
Da ich dessen Blog schon ewig verfolge, entging mir Norberts Freude über die Erwähnung im SF-Jahr nicht, wohl aber das Buch selbst. Drum frug ich gleich an, ob man es denn noch erwerben könne und so flatterte das Bändchen bald in meinen Briefkasten.

Zeit für die Schicht und andere SF-Kurzgeschichten von Norbert Fiks
Norbert gibt sich redlich Mühe, keine großen Erwartungen, sondern ganz im Gegenteil heftige Sympathien für seine kleinen Geschichten zu wecken. Das wundervolle Selbstinterview anstelle eines Nachwortes ist an raffiniertem Understatement kaum zu überbieten.
Für mich stellten die SF-Storys ein kurzweiliges Vergnügen dar, nicht nur ob der Kürze und Kürzestkürze, sondern vor allem wegen der sich fast komplett durchziehenden Prämisse, den Blick auf alltägliches und damit verbundene Probleme zu lenken. Etwa Langeweile bei Routineflügen oder Paradoxproblemen im Zusammenhang mit Zeitreisen.
Die beste Geschichte begibt sich auf die Spuren von Isaac Asimov und erforscht die Abgründe in den Schaltkreisen von Haushaltsrobotern. Mir kommt so ein Ding gewiss nicht ins Haus!
Also insgesamt nichts falsch gemacht mit der Anschaffung des kleinen Bändchens und für die Unterstützung eines gewiss talentierten Hobbyautors schreib’ ich mir einen Gummipunkt extra gut.
Mehr zum Buch in meiner Rezi: Zeit für die Schicht und andere SF-Kurzgeschichten von Norbert Fiks
Kann es gute Geschichten ohne SF-Bezug geben?
Das ist eine der Fragen, mit denen sich Michael K. Iwoleit beschäftigt. Und wenn er sich diesen Gedanken hingibt, nimmt er selten ein Blatt vor den Mund und ganz sicher schont er niemanden, dessen Dummheit eine aktive Leistung darstellt.

Michael K. Iwoleit – offizielles Pressefoto
Schon vor ein Paar Jahren plante ich ein Interview mit ihm für den Fantasyguide, doch irgendwie stellte ich dann doch keine Fragen. Aber nun, 12 Jahre nachdem Michael Schmidt ihn befragte, wagte ich den Schritt und tat es!
Heraus kam ein sehr spannendes Interview. Manche mögen es für elitäres Geschwätz halten, aber ich finde, MKI hat eine Menge zu sagen, mit dem man sich durchaus konstruktiv auseinander setzen kann.
Also ran an die Tasten, wenn euch etwas einfällt zum: Gespräch mit Michael K. Iwoleit
Zweimal schwach ist traurig
Die blühende Landschaft deutscher Phantastikpreise ist bunt. Während ich wenig zur Fantasy und zum Horror sagen kann, fällt mir zur Science Fiction schon mehr ein.
Preise sind Geschmackssache, daher ist es völlig in Ordnung, wenn ich mit meiner Meinung allein da stehe. Niemand muss sie teilen und der folgende Text soll niemand angreifen, kleinreden oder gar beleidigen.
Jedenfalls ist das Ergebnis der diesjährigen Runde zum Deutschen Science Fiction Preis und zum Kurd Laßwitz Preis in den Kategorien deutschsprachige SF-Romane und SF-Kurzgeschichten in meinen Augen schwach.
Ich gönne der Siegerin Gabi Behrend und den Siegern Dirk van den Boom, Andreas Brandhorst und Michael K. Iwoleit ihre Preise, alle vier habe ich schon persönlich getroffen oder zumindest live erlebt und alle sind nett, wenn man mit MKI auch trefflich streiten kann. Alle vier schreiben auch gar keinen Mist und haben zum Teil sogar ganz Großartiges verfasst.
Was mich aber stört ist, dass sowohl beim DSFP als auch beim KLP erneut solider Mainstream gewonnen hat, vermutlich sogar eher die Menschen als ihre Werke.
Schaut man sich etwa die Punkteverteilung für die Romane beim KLP an, konnte der Gewinner Andreas Brandhorst mehr als doppelt so viele Punkte erringen wie Frank Hebben. Selbst Thomas Thiemeyer und Horst Evers landeten vor der Novelle Im Nebel kein Wort. Vielleicht lag es auch an der Entscheidung, sie nicht bei den Kurzgeschichten zu listen, aber dass die deutschen SF-Schaffenden in so eklatant deutlichen Zahlen den Standardroman feiern, enttäuscht mich doch. Ich befürchte, dass derartige Zeichen weder Experimentierfreude noch literarische Kreativität fördern helfen.
Ich beobachte seit Jahren, dass in dem von mir besuchten Teil des Fandoms, ein gewaltiger Tellerrand entstanden ist, der nur ganz selten überklettert wird. Kaum eines der für mich spannenden SF-Werke der letzten Jahre fand dort Beachtung oder LeserInnen. Falls doch mal ein Werk gelesen wurde, zeigte sich schnell eine fast intuitive Ablehnung von Sprache und Themen jenseits des Gewohnten. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass oft jene Texte begehrt sind, die an Werke erinnern, mit denen die eigene SF-Begeisterung begann. Das ist an sich völlig in Ordnung, aber letztlich ein Schmoren im eigenen Saft. Und vor allem stinklangweilig.
Spannende Abenteuerromane lese ich sehr gerne, doch von einem Buch des Jahres erwarte ich mehr. Ich find die Ergebnisse für die deutsche SF bedauerlich, beglückwünsche aber natürlich sowohl Gabi, als auch die die drei Herren. Möge sie das Wort nie verlassen!
Die Fragmentierung der Zukunft
Seit meinem allerersten Besuch einer Bibliothek bin ich Science-Fiction-Leser. Das SF-Regal dort fasste nur wenige Reihen und es fanden sich hauptsächlich Werke von Lem, sowjetischen und DDR-Autoren. Autorinnen konnte man an einer Hand abzählen, vermutlich nur Johanna Braun und Angela Steinmüller.
Der erste Schwung Bücher, den ich damals auslieh, enthielt Mutanten auf Andromeda von Klaus Frühauf. Es muss so um 1980 gewesen sein und die Gefahr nuklearer Verseuchung spielte eine gewisse Rolle selbst im Denken der DDR. Ich war sofort hin und weg.
Gerade erst hat der alte Genre-Grummler Michael K. Iwoleit in seinem Essay Die neue Annäherung von Science Fiction und Literatur wieder einmal gemahnt, dass originäre deutsche SF droht, sich selbst ins Abseits zu stellen. Zum einen, weil sie literarisch beliebig daherkommt und zum anderen, weil sie auch thematisch wenig vorzuweisen hat.
Das Kernstück dieser Mahnung lautet:
Andererseits werden immer noch viel zu viele Autoren publiziert, die meinen, daß es für einen SF-Autor ausreicht, sich nur für SF zu interessieren und nur SF zu lesen. Immer noch sind viele SF-Macher außerstande, Ideen und Anregungen von außerhalb der SF-Szene aufzunehmen, an Kultur und Literatur im weiteren Sinne teilzuhaben. Immer noch ahmen zu viele Neulinge die Untugenden schlechter amerikanischer Vorbilder so besinnungslos nach, als ob die gesamte dezidierte SF-Kritik der Sechziger- bis Achtzigerjahre, die Auseinandersetzung mit Klischees und Versatzstücken in zahlreichen Jahrgängen der Science Fiction Times oder des Science Fiction Jahrs völlig an ihnen vorbeigegangen ist. Die SF-Szene läuft Gefahr, auf lange Sicht genau dort zu landen, wo in den Achtzigerjahren das literarische Establishment gestanden hat: in der Ecke der langweiligen, rückständigen Spießer.
Von der im Wurdack Verlag gestarteten Reihe Die neunte Expansion hatte ich mir bei ihrem Start versprochen, das hier frischer Wind ins Genre kommt. Inzwischen ist Band 9 erschienen und leider zerbröselt der Traum von spannender SF immer mehr.
Vielleicht liegt es an der zunehmenden Fragmentierung des Handlungsbogens in immer mehr Untergeschichten. In Summe aber fehlt der gesamten Reihe ein Thema, ein Ziel, dass sie über eine x-beliebige Abenteuergeschichte hinaus erhebt. Der Minimal-Anspruch, der Unterhaltung zu dienen, wird durch das Wiederkauen sattsam bekannter Motive verfehlt.
D9E hätte das Flaggschiff neuer deutscher SF werden können. Nein, sogar müssen, denn sie bindet das kreative Potential begabter Genre-AutorInnen, um tatsächlich nichts weiter als spießigen Mainstream zu produzieren.
Der einst für seine Kurzgeschichten-Anthologien berühmte Verlag betoniert eine ganze Generation von SF-Schaffenden in eine Mauer aus bezahlter Gemütlichkeit ein.
Das ist für einen Fan mehr als frustrierend und verspricht wenig Gutes für die frisch gestartete eBook-Reihe Biom Alpha.
Doch der Vollständigkeit halber der Verweis auf meine Rezi zu Der sensationelle Gonwik von Dirk van den Boom
Gehst‘ noch zum Späni?
Grad schrieb ich noch, ich schaff’s nicht so oft ins Second Life und schon war ich wieder drin.
Aber da die SF-Gemeinde nun schon seit zig Trillionen Jahren oder wie Piper es nennen würde seit »Millionen Lichtjahren« auf das Erscheinen von Nova 23 wartet, musste ich einfach die dargebotene Möglichkeit nutzen, bereits vorab etwas aus der mystischen Nummer zu hören.
Eine neue Nova am SF-Himmel: Marc Späni
Der Name Marc Späni sagte mir nix. Aber wenn er es in eine Nova schafft, muss sein literarischer Antrieb schon einige Power haben, dachte ich mir und tatsächlich überraschte der 1972 in St. Gallen geborene Schweizer und praktizierender Lehrer mit einer tollen Lesung.
Die Gastgeber Thorsten Küper und Michael K. Iwoleit steckten locker und gelassen Umzüge und technische Widrigkeiten weg und so konnte das Brennende Buchstaben Event beginnen.
MKI, Marc Späni und Thorsten in Plauderlaune
Marc las zunächst »Dr. Kojimas Cyber Symphonic Orchestra« aus Nova 23 vor. Hierzu hatte er extra kleine Soundschnipsel komponiert und mit Klaviergeklimper und professionellem Saxophonspiel eingespielt, die Thorsten irgendwie ins SL zauberte.
Sehr coole Idee, die traurige Liebesgeschichte zu untermalen.
Anschließend bot Marc Auszüge aus vier weiteren Erzählungen dar. »Home in the Woods« handelt von einem seltsamen Computerproblem. HFS 4000 spricht plötzlich rätoromanisch und Hauptfigur Schlumpf kümmert sich irgendwie darum.
Der Mann ohne Hemd: Marc Späni
»Die fünfte Stufe der Entspannung« ist eine Kurzgeschichte in fünf Teilen, die Marc anlässlich einer Ausschreibung für eine Anthologie schrieb, deren Erscheinen noch für dieses Jahr avisiert ist.
Man sollte die Ursache für einen intergalaktischen Krieg entwickeln und Marc rät uns in seiner Version, Flaschenöffner nicht einfach einzustecken.
Der »West Lake Blues« gehört zu einem bisher unvollendeten Zyklus von neun Erzählungen, die sich mit der Entwicklung virtueller Realität beschäftigen.
In seinem letzten Textauszug, »Ein metaphysikalischer Gesundbrunnen« geht es irgendwie um eine Beziehungskiste, aber Marc las uns nur das Nachspiel vor, da er hier vor dem Problem stand, einen Zeitsturz von 1400 Jahren sprachlich darzustellen. Er löste das, indem er seinen Icherzähler plötzlich während seines inneren Monologes in einen breites Rätoromanisch abgleiten lässt. Herrlich vorgelesen und ich verstand nur einzelne Wörter.
Mit 16 Avataren war der Wordl Culture Hub von MKI gut besucht
Das machte Laune auf mehr! Gehst‘ wieder zum Späni? Auf jeden Fall!
Und nun her mit Nova 23!