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Blutige Ohren
Auf den zweiten Teil der Hörspieladaption von Krieg der Welten aus dem Hause Folgenreich hatte ich mich gefreut, da der erste Teil rundum gelungen war. Okay, die Splittung auf drei nacheinander erscheinende Teile war nicht nach meinem Geschmack, aber okay.
Im zweiten Teil wechselt die Handlung zum Bruder von Simon, Stuart. Der flieht mit zwei Freunden vor den Marsianern aus London.
Das funktioniert auch alles ganz gut bis Autor Christian Gailus auf die Idee verfällt, die Gewaltschraube gehörig anzuziehen. Es kommt zu einer Massenvergewaltigung. Eine komplett unnötige Szene, die weder die Handlung vorantreibt noch überhaupt für den späteren Verlauf des Teiles eine Bedeutung gewinnt. Beide Hauptfiguren gehen über die Tat unbeschadet hinweg, als sei eine Vergewaltigung eine Lappalie.
Aber wozu baut man eine derartig brutale Aktion ein, wenn man sie weder für die Figurenzeichnung, noch für die Handlung benötigt? Wann wurde eine Vergewaltigung zum Mittel einen Plot zu »würzen«?
Was sich Christian Gailus da auch immer gedacht haben mag, mich hat dieser Blödsinn komplett aus dem Hörspiel geworfen. Ich kann über eine Vergewaltigung in einer Geschichte nicht einfach so hinweggehen und mit einer munteren Abenteuergeschichte weiter machen.
Nee, ich ärgere mich immer noch über so eine billige und gedankenlose Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen.
Aber vielleicht ist es ja gerade in Mode. In seinem Blogartikel Beendigung der Zusammenarbeit mit Ulisses Spiele beschrieb Mike Krzywik-Groß gerade erst, dass es bei seinem Spiele-Verlag normal erschien, Vergewaltigungsfantasien zu veröffentlichen. Überhaupt hat Mike da einigen Dreck ausgebuddelt.
Falls das irgendein Trend sein sollte: Ich bin dagegen. Schlimm genug, dass Vergewaltigungen in der Realität geschehen. Aber sie sind keine Dekoration oder spannungssteigernde Plotteile. Sie sind traumatische Verbrechen.
Wenn Aliens zum Grillen kommen
The War of the Worlds wurde durch Orson Welles wohl zum berühmtesten Hörspiel – zumindest in unserem Kulturkreis. Wer über das Werk von Herbert G. Wells spricht, kommt an diesem 1898 erschienen SF-Werk nicht vorbei.
Auch Oliver Döring wählte diesen Klassiker für seine kleine Wells-Hörspielreihe aus. Geschrieben von Christian Gailus, verteilt auf drei CDs mit unterschiedlichen Erscheinungsdaten präsentiert uns Universal Music eine gewohnt hochwertige Produktion.

Krieg der Welten Teil 1 von Herbert George Wells
Der Fokus des ersten Teils liegt auf der Darstellung der Technikbegeisterung der Jahrhundertwende und das große Entsetzen, als sich die Marsianer so gar nicht nett und zivilisiert verhalten.
Ich war sehr überrascht, dass die Handlung so gar nicht modernisiert wurde wie bei der Zeitmaschine oder Das Imperium der Ameisen. Aber das kann ja in den beiden anderen Teilen geschehen.
Das Hörspiel ist spannend und mitreißend, da gibt es nichts zu meckern. Die Schlacht zwischen Titania und Universal aber, wer die besseren Wells-Adaptionen herausbringt, bleibt langweilig, solange man sich auf dieselben Werke stürzt.
Meine Rezi im Fantasyguide ist jetzt auch nicht besonders umfangreich geraten, da ich solche Teilveröffentlichungen hasse: Krieg der Welten Teil 1 von Herbert George Wells
Wenn Ameisen mit Worten antworten
Am Krabbeln und Knistern wirst du sie erkennen und sie werden sich in Massen auf dich stürzen!
Ja, kreatürliche Ängste vor dem großen Krabbeln kannte wohl auch Herbert G. Wells. Der Urgroßpapa der modernen SF schrieb eine Reihe von Kurzgeschichten, in denen er bereits recht früh Fragen nachging, die wir noch heute nicht ordentlich beantworten können oder wollen.
Das Imperium der Ameisen geht der Frage nach, ob Ameisen in der Lage wären, den Menschen zu verdrängen. Oliver Döhring schnappte sich diese eher nicht so bekannte Geschichte von Wells für seine kleine Hörspielreihe bei Universal und transportierte sie in die Moderne.

Das Imperium der Ameisen von Herbert George Wells
Dabei erweiterte er sie um eine kleine Rahmenhandlung, durch die es ihm möglich wurde, ein etwas spektakuläreres Finale zu inszenieren. Diese Modernisierung gefiel mir bei seiner Version von Die Zeitmaschine nicht so, aber hier hatte er das richtige Händchen, wie ich finde.
Es gibt ja immer wieder Geschichten, die von Möglichkeiten berichten, wie die Menschheit durch evolutionär fittere Spezies verdrängt werden. Ob Affen, Wale, Aliens oder eben Ameisen. Durch die schiere Masse allein schon erscheint es irgendwie vorstellbarer, dass Ameisen, würden sie ersteinmal die Menschen als Feinde erachten, kaum Probleme hätten, uns vom Planeten zu fegen. Das Hörspiel verdeutlicht das sehr fesselnd und legt seinen Fokus eindeutig auf den Abenteueraspekt.
Mir sind solche Hörspiele deutlich lieber als die auf Kunst und Experimente besessenen Produktionen, in denen psychedelische Klangwelten, wabernde Sprachschnipsel und mehrfach gebrochene Handlungsfragmente sich mühen, Schwächen in der Story zu verdecken.
Das Imperium der Ameisen wird wohl keinen DSFP erringen, aber Spaß bereiten.
Meine Rezi lauert im Fantasyguide: Das Imperium der Ameisen von Herbert George Wells
Wurde aber auch Zeit!
Zweimal kulinarisches Future-Food-Treffen in einem Monat – kein Wunder, dass mein Lieblingsshirt ganz gespannt in die Zukunft blickt.
Nachdem wir Anfang des Monats Dirk van den Boom von einem erschöpfenden Seminar ablenken konnten, gab es gleich noch mehr zu feiern.
Frank Böhmert schrieb vor kurzem in seinem Blog über sein allererstes Hörspiel, das nun gänzlich umsonst zum Hören angeboten würde und spontan beschlossen wir, dieses Stück schweizerischer Schreckmümpfeli-Audiokultur gemeinsam wegzulauschen.

Mit leckerem Sekt in der Hand erzählte Frank den Hintergrund zu »Brüderlein und Schwesterlein«
Und prompt wurde aus der kleinen Terrassenparty noch eine Jubelstunde, denn der ewige Geheimtipp Frank Böhmert ist nun ein gepriesener SF-Autor.
Da man nicht alle Tage den DSFP gewinnt, gabs eine ordentliche Flasche Rum von uns gratis dazu.

Es stand in der phantastisch! – »Operation Gnadenakt«
Gegrilltes, Hörspiel, Lagerfeuer und BVG-Abenteuer – es war ein wunderbarer Mai-Abend, herzerwärmend perfekt wie die Bohemian Rhapsody.
Jetzt müssen wir das Niveau nur noch halten …