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Drachenfliege auf Trolljagd
Schon lange wollte ich dem Literaturcafé des Periplaneta-Verlages einen weiteren Besuch abstatten und so traf es sich ganz gut, dass der phantastische Verlag für seine Edition Drachenfliege am Samstag eine neue Lesereihe einführte: Die Fantasy-Lesenacht aka Drachen-Fliege-Nacht.

Logo der ersten Drachen-Fliege-Nacht
Das Literaturcafé liegt ganz romantisch an der Bornholmer Straße und somit nicht ganz im größten Rummel Prenzlbergs.

Das Literaturcafé
Es gibt fränkisches Bier, da die Cheffin Marion Alexa Müller aus jenen südlichen Gefilden stammt. Neben Marry gab noch Thomas Manegold den Gastgeber und Steve-Bürk-Ersatz, denn aus unbekannten Gründen war der zweite Autor des Abends nicht erschienen.
Doch die Lesebühnen erprobte Periplaneta-Mannschaft hatte alles fest in Elfenhänden und glich den Mangel mehr als aus.
Während Toms historischer Eingangsrede versuchten ein paar Bergtrolle die Veranstaltung zu sprengen und so musste Ritter Tom hinaus in die Nacht, derweil Jungfer Marry die Einführung fortsetzte und als sei es inszeniert, griff der siegreich heimgekehrte Recke die Mär vom Reich Periplaneta exakt an jener Stelle auf, da die holde Marry sie fallengelassen hatte.

Tom im Nebel der Erkenntnis
Tom las sodann, von atmosphärischen Zügen aus der eZigarrette begleitet, aus dem schrägen Urban-Fantasyroman Die Unwahrscheinliche Erleuchtung des Kiffers Felix B. die Eingangsszene vor, in der wir nicht nur Zeuge der Erleuchtung selbst werden, sondern auch von für Felix viel zu tief gehenden Erkenntnissen über seine Beziehung erfahren.

Felix, Lin-Lin und Tom
Der Text wirkt vorgelesen noch deutlich witziger als morgens halb sieben in einer stinkenden Ringbahn.
Marry übernahm danach das Zepter für eine Lesung aus ihrem Erzählband Evasapfel, der demnächst endlich wieder in einer neuen Ausgabe verfügbar sein wird.

Marion Alexa Müller
Marilyn ist eine SF-Geschichte, deren ironische Behandlung von Schönheitswahn und Bodyshaming irre aktuell ist.
Mit Die lautlose Woge startete im Januar die Highfantasy-Saga Kalion von Aleš Pickar in der Edition Drachenfliege und Marry erklärte kurz, warum ihr gerade dieses Manuskript so zusagte. Letztlich beeindruckte sie das Faltblatt mit dem geplanten Handlungsverlauf der Saga. Solch einem strukturiert arbeitenden Autor traute sie eine erfolgreiche Beendigung der Arbeit zu. (Aleš Pickars Frau schüttelte bei »strukturiert« energisch den Kopf).
Aleš hat bereits eine ausgedehnte Lesereise hinter sich und war dadurch bestens präpariert. Seine kurzen Auszüge aus dem ersten Band gaben einen Einblick in die unterschiedlichen Handlungsstränge, aber auch in die Stimmungen, die von Wut über Trauer bis hin zu Klamauk und Horror gehen.

Humor gabs auch
In der Pause konnte ich kurz mit ihm über die Entstehung reden und erfuhr, warum mir so ein bisschen der Höhepunkt fehlte. Eigentlich war der erste Band nämlich deutlich dicker. Und er versprach, dass im zweiten Band exakt dieser Höhepunkt mit Macht käme. Es war interessant, ihm zuzuhören, welches Feedback auf er auf den Roman bisher bekommen hätte, wie verteilt die Sympathien für die Figuren seien und welchen Diskurs es zu Neleis »Abenteuer« im Kloster gab. Dieses Kapitel ist in der Tat sehr außergewöhnlich und bewegt sich nicht auf gewohnten High-Fantasypfaden.
Als musikalische Nacht-Nuance gab der Liedermacher Josias Ender (der Link führt zu Facebook) Kostproben aus seinen gefühlvollen Liedern, deren Texte lyrisch schwebend zur phantastischen Drachen-Fliege-Nacht passten.

Josias Ender
Seine erste CD Aus den Wäldern in die Städte konnte ich vor Ort erwerben, Lieder von der demnächst erscheinenden zweiten Scheibe hatte er im Gepäck, sodass sich Kauf und Zuhören im Doppelpack lohnten.
Nach der Pause gab es eine noch unveröffentlichte Story von Marry, in der es um die Macht der Religion und die Ehre geht, der Wächter der steinernen Eichel zu sein. Tom unterstütze die Lesung als alterndes Eichhörnchen ohne Haare.

In Odins Namen: Marry und Tom
Das große Finale durfte dann wieder Aleš bestreiten, der uns zwei der witzigen Nebenfiguren aus Die lautlose Woge vorstellte.

Im Hintergrund die Karte von Neroê
Zum Ausklang der Blauen Stunde griff Tom noch weit in die Vergangenheit und las einen Text aus dem Nautilus-Projekt vor, in dem er als Projektleiter nicht nur AutorInnen zusammenbringen musste, sondern auch noch die Band The Sycamore Tree.

Tom Manegold’s Blues
In die Nacht entließen uns dann zum Schluss weitere magische Songs von Josias Ender.
Für Mitte August ist bereits die nächste Fantasy-Nacht avisiert und nach dieser tollen Premiere habe ich große Lust, wiederzukommen. Marry deutete auch an, dass bis dahin Neues aus dem Reich der urbanen Fantasy gereicht werden kann.

Ein strahlender Blick in die Zukunft
Lassen wir uns überraschen!
Keine Macht dem Gras!
Bereits zum dritten Mal schnappte ich sabbernd nach einem Buch aus der Edition Drachenfliege. Aber ehrlich, Setting und Titel klangen wirklich vielversprechend.
Die unwahrscheinliche Erleuchtung des Kiffers Felix B. ist nicht nur ein cooler Titel. Drehbuchautor Steve Bürk versteht auch etwas von Kurzweil und Dramaturgie.
Darum funktioniert die schräge Grundidee auch so gut. Kiffer und Lebowski-Imitat Felix empfängt den göttlichen Funken. der eigentlich für einen uralten buddhistischen Mönch (im Körper eines Fünfjährigen) gedacht war.
Felix versteht zunächst gar nicht was da mit ihm passiert. Dieser Funke macht sich erst einmal darin bemerkbar, dass er zu allem und jeden ungefragt jegliche Information erhält. Das betrifft die Lebewesen in seinem Klo ebenso, wie schreckliche Erlebnisse seiner Freundin Silke oder die Probleme von Nachrichtensprecherinnen.
So viel Leben ist Felix nicht gewöhnt, doch glücklicherweise scheint eine gute Tüte Gras die Infoflut einzudämmen.
Klarer Fall, das Drogen keine Lösung göttlicher Probleme sind und noch einiges durchzustehen ist, bis … nun ja, das Universum etwas anderes zum rumschubsen findet.
Die Ansammlung ulkiger Typen und witziger Situationen hatte ich in Nullkommanix verschlungen. Es gibt ernste Untertöne, aber im großen und Ganzen ist das Buch ein großer Spaß und ein buntes Spiel mit Nerdattitüden, Religionsfanatismus und der Frage, was man mit Allmacht tatsächlich anstellen könnte. Oder sollte. Oder nicht dürfte.
Schnell, schräg und letztlich ein Lobgesang auf die Gelassenheit. Meine Rezi gibt’s hier: Die unwahrscheinliche Erleuchtung des Kiffers Felix B. von Steve Bürk