»Der Heilige mit der roten Schnur« von Flavius Ardelean überraschte mich letztes Jahr durch völlig ungewohnte morbide Phantastik und ich bewunderte den homunculus Verlag erneut dafür, diese phantastischen Juwelen in der ganzen Welt auszugraben und in kunstvollen Ausgaben auf Deutsch zu präsentieren.
Daher brach ich für die Fortsetzung »Der Heilige zwischen den Welten« meinen Entschluss, keine Rezi-Exemplare mehr anzunehmen.
Und hab es so ein bisschen bereut, denn das Buch war keine leichte Lektüre. Literarisch auf sehr hohem Niveau, mit jeder Menge großartiger Sätze – hier gilt meine Bewunderung auch der Übersetzerin Eva Ruth Wemme – aber der Inhalt ist vor allem emotional sehr heftig.
Wir erfahren mehr über den Heiligen Taush, aber vor allem über jene andere Welt, die im ersten Buch noch Un’Welt genannt wurde. Nun nehmen wir deren Perspektive ein und dort sieht man sich als Mehr’Welt. Die Mehr’Menschen leben in einer Kultur der Verwesung und Todesanbetung mit Ritualen voller Körpersäfte und Kot, ihr Bewusstsein nennen sie EKEL, ihr Synonym für Seele und Flavius Ardelean wirft uns hier mit allem hinein, was ich mir noch nie vorstellen wollte. Ein Splatter, in dem es nicht um Gewalt geht, sondern darum, eine andere Welt zu erreichen und sie zu erobern.
Das bringt er uns mit komplexen Figuren bei, deren Lebenswege voller Wunder, aber eben auch voller Wunden und irgendwie furchtbar schrecklich sind. Das erfordert auch Mut beim Lesen.
Es ist ein Monster von Buch, philosophisch, schön und anders. Einige der Szenen werde ich aufgrund ihrer bizarren Bildgewaltigkeit wohl nie vergessen.
Auch meine Rezension im Fantasyguide fängt nur schwach die Faszination ein, die dieses Buch hinterlässt: »Der Heilige zwischen den Welten« von Flavius Ardelean