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Unsre kleine Gärtnerei

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Mit christlicher Religion hab ichs nicht so, von daher hat mich eine eingehende Betrachtung mittelalterlicher Gemälde mit religiösen Motiven nie sonderlich interessiert.

Nun hat sich aber Christian von Aster einem jener Werke gewidmet und da mich jener Wortmeister fasziniert, überwand ich alle kulturelle Schranken und fuhr in die Z-Bar. Denn dort präsentierte Herr von Aster Boschs Vermächtnis: Eine phantastische Anthologie für deren Geschichten die Beteiligten Bildausschnitte des Gemälde-Triptychons Garten der Lüste von Hieronymus Bosch als Inspirationsquelle bekamen.

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Boschs Vermächtnis, Cover und Herausgeber: Christian von Aster

Mit großer Freude, die alte Wirkstätte des StirnhirnhinterZimmers wieder zu betreten, präsentierte Christian das dicke Büchlein. Neben ihm waren eine Autorin und fünf Autoren nach Berlin geeilt, uns das gärtnerische Erbe zu vermachen.

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Lauschet dem Meister Christian von Aster!

Allen voran erzählte Luci van Org in Vogeltränke ein durchaus glaubwürdige Variante des christlichen Schöpfungsmythos, deren Witz sich zum Finale hin immer weiter steigerte.

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Luci van Org

Sie las das mit genau der richtigen Mischung aus komödiantischem Ernst und schalkhafter Klamotte.

Ulf Torreck ist mit der Geschichte Damenwahl unter dem Pseudonym David Gray in der Antho vertreten.

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Ulf Torreck

Er teaserte seine Geschichte nur an, die zumindest eine interessante Datingkatastrophe versprach. Der große Mann ließ irgendwann seine rechte Hand frei und sie agierte fortan als munter wuseltrommelnde Untermalung der Geschichte.

Sascha Dinse kannte ich schon von einigen Texten und seinem Blog. Auf seinen Auftritt war ich sehr gespannt. Ruhig, fast schüchtern im Auftreten bot er die perfekte Untermalung seiner düsteren, apokalyptischen Rachegeschichte Lisbeth, die so ziemlich alles zusammenfasst, was man sich unter dem finsteren Mitteleuropamittelalter vorstellt.

SaschaDinse

Sascha Dinse

Ob man nun eine Stunde alte Cure-Platten (also die wirklich alten) hört oder Sascha Dinse lauscht – stimmungstechnisch kann es nicht trüber werden.
Zum Glück kam dann die Pause und hellte meine Laune mit Schwarzbier auf.

Nach der kurzen Reise in die Helligkeit stürmte Michael Marrak die Bühne.

MichaelMarrak

Michael Marrak

Wie Christian anmoderierte, ebenfalls Seraph-Preisträger und das, man kann es nie oft genug sagen, völlig zu Recht für den grandiosen Kanon mechanischer Seelen.
Doch zunächst quälte er sich mit den Tücken platzsparenden Buchsatzes. Die Parabel vom Zwielicht ist passenderweise als Triptychon gehalten und Micha wollte eigentlich einen kursiv gesetzten Part vorlesen, jedoch schwenkte er dann später auf einen anderen Teil um. Elfenwerk steckt in jedem Detail.

So konnte Daniel Illger zwar nicht sein Bier austrinken, sprang aber gern zu einem Schäferstündchen herbei.

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Daniel Illger

Wer sich in Illgers phantastischem Werk auskennt, wird keine fröhliche Unterhaltung erwarten. Und er blieb sich in Der Schäfer treu. Ich hatte ihn 2016 auf der Leipziger Buchmesse das erste Mal lesen gehört, als er aus seinem Debüt Skargat vorlas – Seraph prämiert, wie ein stolzer Gastgeber und Mitpreisträger erwähnte.
Daniels Vortragsweise hat sich mächtig weiter entwickelt und überraschte mich durch seine hintergründige Düsternis.

Hingegen wieder unbekannt war mir Bernhard Stäber.

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Bernhard Stäber

In der Antho ist er unter dem Pseudonym Robin Gates vertreten. Nachtmahr behandelt eine walisische Silvestertradition, Mari Lwyd, und verfügt über genau jenen sich langsam aufschaukelnden Grauen um das Unglück eines Familienmitgliedes, das ich überhaupt nicht gern ertrage.
Das ist einfach nix für mein Darth Vaterherz. Toll war der Teil der Geschichte, den wir hörten, aber trotzdem.

Christian von Aster hatte uns sehr unterschiedliche Geschichten versprochen, und die bekamen wir auch.

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Der Nachlassverwalter: von Aster

Er ließ den Abend dann noch mit einem typisch Asteroiden Vortrag seines Vorworts ausklingen.

Der Garten der Lüste erscheint einem nach solch einer Lesenacht in gänzlich anderem Licht. Bosch hat da wieder einmal ziemlich finstere Gestalten unter seinen Erben gefunden und ich feiere das! Möge Boschs Vermächtnis die Runde machen und die Dunkle Seite mächtiger. Ihr wisst schon, die haben die Kekse.

Gruppe

Lustvoll im Garten der Fantasie: Sascha Dinse, Michael Marrak, Ulf Torreck, Bernhard Stäber, Luci van Org, Daniel Illger und Christian von Aster


6 Kommentare

  1. Wow, da sind die Barden aus der ganzen Welt angereist – sozusagen. 3 x Wow! Ist schon doll, was der Herr v. Aster auf die Bein stellt (konnte ich mich tagsdrauf in Leipzig auch überzeugen). Und der Bosch-Band ist natürlich jetzt auf meinen SUB gewandert…

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  2. Guten Tag,
    eben diesem Thema haben wir uns in Second Life auch schon gewidtmet.
    Und von H. Bosch gibt es eine Ausstellung bei mir auf der SIM, in einer der Galerien.
    Anhand einer Anregung von mir, hat seinerzeit Natascha Randt seinerzeit einen Machinima dazu gedreht:

    Und hier meine Ausstellung:

    MfG
    BTB

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  3. …hmpf!
    Der zweite Clip scheint nun korrekt.
    Der erste aber immer noch nicht …
    Hier auf dem Foto zeige ich, wie man „umschalten“ kann:

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