Seit einigen Jahren höre ich Podcasts. Eigentlich nur noch eines seit Viva Britannia schweigt.
Methodisch Inkorrekt ist ein Physik-Podcast von Nicolas Wöhrl und Reinhard Remfort. Als ich es für mich entdeckte, hatte ich den Plan, alles von Anfang an zu hören. Damals erschien gerade Folge 60. Doch schnell gab ich es auf. Ich schnalle mir die Kopfhörer eigentlich nur um auf dem kurzen Stück von zu Hause bis zur S-Bahn und zurück. Jeweils etwa 15 Minuten Fußmarsch und das reicht bei weitem nicht aus, um in zwei Wochen eine Folge MinKorrekt zu hören. Meist hat die Folge am Ende der ersten Woche noch nicht mal richtig begonnen. Die beiden Herren Physiker sind ausgelassene Plauderer.
Inzwischen lade ich mir immer die neueste Folge, wenn ich eine beendet habe, sodass ich meist zwei oder drei überspringe.
Aber ich bin großer Fan ihrer Physikerklärungen, mag die Themen und freue mich jedes Jahr auf die Sondersendung zu den Nobelpreisen. Und nun gab es per Twitter den Hinweis, dass sich jemand gefunden hätte um Reinhard eine Bühne in Berlin zu bieten, auf dass er dort sein Buch vorstellen möge.

Das c-base ist ein Raumschiff unter Berlin
Ein Hackerclub an der Jannowitzbrücke, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Das c-base enthält auch Seminarräume, eine coole Bar und jede Menge technisches Interieur. Man fühlt sich sofort heimisch. Noch nie sah ich bei einer Lesung überhaupt jemanden, der nebenbei am Laptop arbeitete, hier war es der Normalfall. Und ich deutlich über dem Durchschnittsalter.
Reinhard war schon anwesend und plauderte munter mit den c-base Leuten, was mir Zeit ließ, ein Bierchen zu holen und einen guten Platz zu besetzen.

Reinhard bleibt locker
Wenn man die Stimme und das Bild eines Autoren bereits kennt, ist die Überraschung bei einer Lesung nicht so groß, zumal ich den eigentlichen Schock schon vor Jahren überwunden hatte, da ich nach dem reinen Hören, die Bilder der beiden Podcaster jeweils dem anderen zugeordnet hätte.
Aber Reinhard ist durch Science-Slams und Studentenknechten zum Leseprofi geworden und so strahlte er vom ersten Moment an goldige Ruhe aus.

Er kann es methodisch korrekt!
Sein Buch heißt Methodisch korrektes Biertrinken und liefert eine witzige Rahmenhandlung: Das Geschehen in einer WG an einem Silvesterabend.
Es bietet jede Menge Gelegenheit für physikalische Phänomene im Zusammenhang mit Bier und Reinhard widmet sich dann auch stets sehr lesbar den Erklärungen. Das tat er auch in der Lesung samt life vorgeführten Experimenten. So erfuhren wir etwas über Tränen in Weingläsern oder Geschwindigkeiten geschüttelter Bierdosen.

Das Experiment der Woche
Höhepunkt war natürlich die Schlacht zwischen zwei WGs und der besonderen Verwendung einer schwedischen Fischdelikatesse inklusiver kurzer Einführung in Raketentechnik.
Definitiv ein Heidenspaß und wie immer sehr lehrreich. Und was hab ich gelernt? Natürlich methodisch korrekt Bier zu trinken und Pressefotos von Physiklaboren zu misstrauen.

Hatte Spass: Reinhard in Berlin
Es funktioniert!