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Und bist Du nicht willig, dann dicht’ ich!

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Die Lektüre von Marion Alexa Müllers Die unterschätzte Kunst des Scheiterns und weitere Mysterien im Leben von Menschen und anderen Kleintieren hatte ich große Lust, sie wieder einmal live zu erleben und anstatt mir ein Politikdiskussion in einem aussterbenden Medium anzuschauen, besuchte ich also die Lesebühne Vision und Wahn im Periplaneta Literaturcafé.

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In der Bornholmer Straße

Die Lesebühne feierte das Erscheinen ihrer vierten Anthologie mit dem hübschen Namen Die Einsamkeit des Hurenkindes und fünf der darin vertretenen Künstlerinnen und Künstler gaben einen kleinen Einblick in das Wesen dieser literarischen Darreichungsform.

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Man zahlt, um zu gehen in die Künstlerkassenkanne ein

Thomas Manegold moderierte den bunten Abend mit präsenter Lässigkeit und eröffnete ihn mit der Präambel des Hurenkindes, in der es um das tragische Schicksal eines Hardcovers ging, und erklärte auch für alle Satzfehlerunwissenden, worin der Charme eines Hurenkindes läge.

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Hackerversteher Tom

Tom durfte dann auch in seiner Anmoderation von DerJesko auf den hübschen Artikel im Künstlernamen von Jesko Habert hinweisen, der uns sodann eine Kostprobe seiner Slampoetry bot.

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DerJesko

Im Anschluss kredenzte Marry dann tatsächlich einen Text aus Die unterschätzte Kunst des Scheiterns und weitere Mysterien im Leben von Menschen und anderen Kleintieren, der quasi einem Schwein gewidmet ist und natürlich gewohnt böse endet. Übrigens merkte sie an, dass man ihrem Text ein Hurenkind versagte. Wer hat da wieder nicht aufgepasst?

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Nicht mal ein klitzekleines Hurenkindlein für die Cheffin

Als Stimmungsaufheller angekündigt, berichtete Robert Rescue knochentrocken aus dem Alltag einer verschwundenen Kulturinstitution, der DVD-Theke.

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Robert Rescue lieh sich einst DVDs

In die Pause säuselte uns wieder einmal Josias Ender, dessen zweite EP nun endlich erhältlich ist.

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Zurück aus den Wäldern – Josias Ender

Voller Neugierde stürzte ich mich, kaum dass die Tore wieder offenstanden, auf Robert Rescue, da ich mir Neuigkeiten zum Intimitätendieb 2 erhoffte. Jedoch steht das nun nicht auf seiner Projektliste ganz oben. Zunächst wird im Herbst ein weiterer Band mit skurrilen Wedding-Geschichten erscheinen. Aber der Phantastik bleibt er hold verbunden und arbeitet auch schon an einem neuen Roman. Thema wird eine komplizierte Art der Unsterblichkeit sein. Sein Hauptfokus liegt aber auf einer Reihe Geschichten um einen phantastischen Ermittler mit Technologiebezug. Die erste Episode wird es wahrscheinlich zur nächsten Drachenfliege Fantasynacht am 28.10.2017 geben und ich hoffe sehr, dass ich diesen Termin mal nicht verpasse.

Marry brach gleich nach der Pause eine feine Lanze für die Lyrik. Sadismus in der Buchbranche erschien bereits auf ihrem Blog und ich finde ihren Kampf für die Verbreitung von Lyrikbändchen heldenhaft, mutig und unbedingt fortführenswert. Ich hätte da auch noch ein paar hundert Gedichte …

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Muse Marry

DerJesko erdete uns danach aber nicht, sondern entführte uns erneut in seine Welt entschwindender Regentropfen. Um das nochmal nachlesen zu können, lohnt sich der Kauf der Einsamkeit des Hurenkindes unbedingt, auch wenn solch Text in der ganz besonderen Vortragsweise, die immer wieder in einen schnellen Rap rutscht, auf jeden Fall ein Erlebnis ist.

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Elogien mit Beat – DerJesko

Sarah Strehle fing vor einigen Jahren als Praktikantin bei Periplaneta an und wünschte sich einen Job als Lektorin. Da man aber bei Periplaneta unbedingt auch schreiben muss, stand sie bald selbst auf der Bühne. Nun präsentierte sie uns ihren allerersten Text und der war ein todtrauriges Mahnmal gegen Gewalt.

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Leg Dich nie mit der Lektorin an: Sarah Strehle

Nach  dieser harten Story irritierte Tom sein Publikum kurz, als er sich über den letzten Tatort verwundert zeigte, der sich erst nach einer Stunde als TV-Duell zu erkennen gab. Passender Weise trug er denn auch einen Text vor, der zur letzten Bundestagswahl entstanden war und sich zu seinem Grauen mit wenigen Änderungen aktualisieren ließ. Toms Ärger wurde mit jeder Zeile deutlicher.

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Wahltag ist immer noch Zahltag

Tja, er hat schon Recht, am Wahltag versenken wir unsere Stimme in einer Urne. Wenn das kein trübes Bild ist. Übrigens gab Tom auch eine Empfehlung zum Flughafen Tegel ab. Oder auch nicht.

Klar, dass nun Robert Rescue gefragt war. Mit radikaler Freundlichkeit erfüllte er sein Amt und brachte die Helligkeit zurück. Natürlich sind seine bangen Air-Berlin-Ängste auch eher tragischer Natur, aber eben sehr erhellend.

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Hätte gern Schokoherzen gehortet.

Dann war auch schon wieder Zeit, dass Josias uns federleicht in die Nacht entließ.

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Der sanfte Ausklang des Abends

Zwischen Hustenbonbons, Hirnkuchen und Bier passt immer auch noch Literatur. Das Ergebnis sind Visionen und Wahn. Eine phantastische Mischung! Das Periplaneta-Jubiläumsjahr ist aber noch nicht zu Ende: Am 15.09. wird das Zehnjährige gehörig gefeiert und wer das Buch zum Bier zu schätzen weiß, sollte vorbeischauen!


2 Kommentare

  1. […] Kleintieren vertiefte diese Schwärmerei noch. Ich bin auch sehr glücklich, die Verführerin im Sommer live erlebt zu haben. Der Verlag Schwarzer Ritter konnte auch dieses Jahr wieder mit seinen […]

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  2. […] poetische Dystopie erschaffen! Ich hatte den Poetry-Slammer bereits als Bestandteil der Lesebühne Vision & Wahn erlebt und umso drängender musste ich also »Tiefsommer« […]

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