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Schöne, alte Welt

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Mein Einstieg in die epische »high« Fantasy erfolgte mit Shannara von Terry Brooks. Dass es sich dabei um einen Herr-der-Ringe-Klon handelte, erfuhr ich erst später.

Spätestens mit dem Rad der Zeit wurde mir klar, dass derartige Fantasy-Reihen letztlich generische Varianten einer einzigen Geschichte darstellen. Darum verfalle ich ihnen vielleicht nicht mehr so mit Haut und Haaren. George Martins Lied von Eis und Feuer etwa fand ich beim Lesen zwar spannend, aber auf Dauer konnte mich eine Fantasy Soap-Oper nicht fesseln.

Darum habe ich in letzter Zeit neue Fantasy-Reihen eher gemieden. Doch bei einem neuen Projekt der Edition Drachenfliege wurde ich wieder schwach.

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Die lautlose Woge von Aleš Pickar

Die lautlose Woge von Aleš Pickar ist der Auftaktband seiner Fantasy-Reihe Kalion und kann sich problemlos mit den genannten Reihen messen lassen. Pickar beschäftigt sich schon eine Weile mit Kalion; das kann man auf seinen diversen Internet-Auftritten nachlesen. Auch im Buch spürt man an vielen Stellen den großen Aufwand, den er in seinen Weltenbau steckte. Wie Tolkien legte er Wert auf kulturabhängige Sprachen, allerdings nicht unbedingt mit dem Ziel, seiner Heimat eine fehlende Mythologie zu ersetzen.

Was mich bei dieser Art von Fantasy immer wieder verwundert, ist das mittelalterliche Setting. Als Geschichtsfan kämen mir eine Reihe spannenderer Epochen in den Sinn, zumal es sich meist um romantische Zerrbilder der frühen Neuzeit handelt. Hauptsache keine Technik.

Aleš Pickar hat sich in seinem ausführlichen Essay Die Mechanik der Schändung mit diesem Thema ebenfalls beschäftigt und für sich Antworten auf die Mittelalter- und Gewalt-Problematik gefunden.In meinen Augen geht er in »Die lautlose Woge« keine neuen Wege, aber der Grad der Innovation hängt ja immer auch von den eigenen Erfahrungen ab. Und ich selbst habe auch keine Ideen, wie man ein realistisches Mittelalterfeeling und neue Stoffe verbinden kann. Für Saramee etwa habe ich auch kein befriedigendes Konzept und wandere auf den Pfaden der Beliebigkeit. Es ist schon schwer, kreativ zu werden, wenn man selbst nicht an das Potential glaubt.

Da hat es Aleš Pickar leichter und griff ganz unbefangen in sein eigenes Wunderhorn. Er schuf für den Eröffnungsband eine Reihe interessanter und recht unterschiedlicher Figuren, versetzte sie in dramatische Situationen, die ihr Leben verändern und lässt im Hintergrund eine weltweite Bedrohung dräuen. Alles spritzig und abwechslungsreich erzählt. Nun muss sich nur noch eine treue Fangemeinde finden, die auf allen neumedialen Wegen eine Fortsetzung fordert.

Mehr zum Inhalt des Buches schrieb ich in meiner Rezi: Die lautlose Woge von Aleš Pickar


6 Kommentare

  1. finbarsgift sagt:

    Klingt interessant, dein Tipp, danke!

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  2. „Für Saramee etwa habe ich auch kein befriedigendes Konzept und wandere auf den Pfaden der Beliebigkeit. Es ist schon schwer, kreativ zu werden, wenn man selbst nicht an das Potential glaubt.“

    Aber, aber … 🙂

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