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Was braucht denn nun die Deutsche Science-Fiction?

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Obwohl ich ja eigentlich ganz was anderes lesen will, rutscht in meinen Lektürestapel beständig deutschsprachige SF. Da dies ein ziemlich kleines Segment der deutschsprachigen Belletristik ist und entsprechend wenig breite Öffentlichkeit erringt, stellt sich regelmäßig im Fandom, bei den SF-Schaffenden und auch bei den Verlagen die Frage, wie man das ändern kann, beziehungsweise woran es denn liegt, dass dieses Segment so lütt ist.

Für Verlage sind die Messgrößen recht einfach. Was sich nicht verkauft, trifft offenbar nicht den Geschmack der Leserschaft und passende Manuskripte kann man sich nicht aus den Rippen schnetzeln.

Darum starten regelmäßig Projekte, die den Versuch wagen, eigenen künstlerischen Anspruch und Lesevorlieben zu verbinden. So etwas reizt natürlich meine Neugierde und weil man ja in dem überschaubaren Bereich quasi fast alle Agierenden kennt, ist es stets auch eine Übung in diplomatischem Rezensionverfassen. Ich will je weder an Kritik sparen, noch die eh schon fragilen Karrierekeime knicken oder auf dem BuCon alleine sitzen.

Als damals Die Neunte Expansion aus der Taufe gehoben wurde, die inzwischen recht erfolgreich bei Wurdack läuft, sprang der spitzzüngige Uwe Post alsbald auf einen eigenen Zug auf: Geheimprojekt B.

Das startete dann deutlich nach D9E als eBook-Episoden-Dingens unter dem Namen BiomAlpha und vielleicht hätte ich mir die erste Episode auch als Datei geholt, wenn nicht von Anfang an die Rede davon gewesen wäre, dass es nach der dritten Episode, also nur wenige Monate später, einen Sammelband als richtiges Buch geben würde. Da warte ich doch lieber auf etwas Handfestes, egal wie viele Fehlregale ich auch habe (oder eben nicht, oder so).

Doch vielleichten dachten Viele, der eh schon nicht so üppig umfangreichen, potentiellen Leserschaft ganz ähnlich – die eBooks waren für Ernst Wurdack ein Flop und er stieg aus.

Auf eine SF-eBookreihe schien niemand gewartet zu haben.

Doch die sieben Autoren der Reihe, eine Frau ist tatsächlich bisher nicht an Bord, schubsten das Taschenbuch in Eigenregie in die Welt und wie versprochen, kaufte ich es mir.

 

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Die Ankunft, BiomAlpha Sammelband 1, Cover von Frank Lauenroth

Betrachtet man Die Ankunft, den ersten Sammelband der Reihe BiomAlpha unter dem Aspekt, dass man damit eigentlich die deutschsprachige SF pushen und vielleicht auch einzigartige Nuancen kreieren wollte, kann man von einem Gelingen bisher noch nicht wirklich schreiben.

Der tatsächlich faszinierende Teil der Geschichte, nämlich der exotische Alienpart samt Vielvölkergemisch, biologischer Technik und anarchistischen Schwarmstrukturen dominiert leider nicht und wird von doch eher enttäuschend profanen Thrillerelementen und unspektakulären terrestrischen Figuren immer wieder verschattet.

Klar, jeder Autor wollte seinen eigenen Storybogen, eigene Figuren und Elemente, aber anstatt sich zu ergänzen, blockieren sie sich und passen qualitativ nicht ganz zusammen.

Uwe Post, Frank Lauenroth, Niklas Peinecke, Frederic Brake, Merlin Thomas, Uwe Hermann und Christian Weis sind allesamt gestandene SF-Autoren, von allen hab ich schon einige Storys und Romane gelesen und mit dreien auch schon persönlich geplauscht.

Den Spaß, zu erraten, wer von ihnen nun welche Plot-Linie verfasste, hab ich mir auch gemacht, liege aber bestimmt oft genug weit daneben. Aber Astronomie, Hamburg und Biopunkpflanzen könnten nützliche Indikatoren sein.

Potential ist ohne Zweifel vorhanden. Der Sammelband endet mit anderthalb spannenden Plotfäden, deren Fortführung ich mir unbedingt wünsche.

Also obwohl auch BiomAlpha meine (über)großen Erwartungen an die neue deutschsprachige SF nicht erfüllen konnte, bleib ich am Ball, die nächsten Titel auf dem SUB könnten ja daran vielleicht etwas ändern …

In meiner Rezi im Fantasyguide gehe ich übrigens etwas mehr auf die Inhalte ein: Die Ankunft von Uwe Post, Frank Lauenroth, Niklas Peinecke, Frederic Brake, Merlin Thomas, Uwe Hermann und Christian Weis

Was braucht die deutschsprachige SF nun also?

Sammelband 2 von BiomAlpha. So zum Anfang.


7 Kommentare

  1. texte-jon sagt:

    Was Deutsche SF braucht? Vielleicht mehr Mut zur Klasse auf Seiten der Herausgeber und Verleger. Mir, die ich leider nur selten außer-jobbig zum Lesen komme, scheint manchmal der Namensbonus und die Fixierung auf die Idee zu groß zu sein – die literarische Qualität wird da schnell zweitranging. Das wirkt innerhalb des harten Kerns des Fandoms sicher recht anheimelnd (was ja nicht schlimm ist) und ruft deshalb wohl auch regelmäßig solche Projekte ins Leben – für die Platzierung der deutschen SF in der Buchlandschaft gebraucht werden aber Texte für die Auch-SF-Leser, die, wenn sie von der Qualität nicht eingenommen werden, keine Skrupel haben oder keinen Verlust empfinden, wenn sie halt was anderes lesen …

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  2. Columbus sagt:

    Ich habe erst gelesen: Wer braucht die deutsche SF? Wäre auch interessant. Deine Einschätzung zu Biomalpha entspricht meinem Eindruck des ersten Bandes.

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