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Wir Unverbesserlichen

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Ganz bewusst habe ich mir Karen Duves Macht als ersten der drei Science-Fiction Romane vorgenommen, die mir in den Frühjahrsprogrammen von deutschen Autorinnen unter die Augen kamen. Es fehlen jetzt noch Die Unglückseligen von Thea Dorn und Anja Kümmels V oder die Vierte Wand.

Duve_Lesung

Karen Duve auf der Leipziger Buchmesse 2016

Durch die Lesung auf der Leipziger Buchmesse wusste ich in etwa, was mich erwartete. Dementsprechend ging ich mit Furcht an die Lektüre. Ich bin kein Grimdark-Fan und mag sexuelle Gewalt in Büchern überhaupt nicht.

Das ließ sich hier nun nicht vermeiden. Verschlimmert wurde das Ganze noch dadurch, dass Karen Duve ihren Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen lässt und man so die geballte Ideologie eines so kranken Typen mit roher Gewalt ins Gehirn geprügelt bekommt.

Streckenweise war es unerträglich, seine Rechtfertigungen und Selbstbeweihräucherungen wahrnehmen zu müssen.

macht_duve

Macht von Karen Duve, Cover: Manja Hellpap und Lisa Neuhalfen

Aber Karen Duve saugt sich das ja nicht aus den Fingern, derartige Typen gibt und gab es. Darüber zu schreiben ist also relevant und Karen Duve hat das auch mit der nötigen Schärfe und schmerzhafter Treffsicherheit getan.

Klar, ein so massiver Angriff auf Männer im Allgemeinen zieht ganz schön runter. Man zählt sich selbst ja zu den Guten.

Mit der persönlichen Perspektive geht Duve auch ganz andere Wege als Joanna Russ, deren Themen ähnlich waren, soweit ich das nach den zwei gelesenen Werken sagen kann. Doch bei Russ ist die Sicht immer weiblich. Frauenfiguren bestimmen Handlung und Reflexionen.

Ich glaube, man wird bei Russ wesentlich mehr für Machosprüche und deren gesellschaftliche Verankerung sensibilisiert als bei Duve, da man sich nicht automatisch in der Rechtfertigungsposition befindet. Es ist bei Russ nichts persönliches.

Duves Roman ist neben dem übergroßen Plot um die gefangene Ehefrau auch eine lesenswerte Dystopie. Es steckt viel Nachdenken über mögliche Weiterentwicklungen im Text und auch, wenn sie sich mancher Ideen eher oberflächlich bedient oder etwas langweilig inszeniert, ist ihre nahe Zukunft durchaus denkbar, trotz aller Überspitzungen.

Auch wenn ich Duves Stil als sehr konventionell empfand. Etwas deutsche Biederkeit blitzte mehrmals durch. Vielleicht aber auch nur, weil es zur Hauptfigur passte.

Einige weitere Eindrücke finden sich in meiner Rezi: Macht von Karen Duve

Nun schieb ich erstmal etwas fröhlicheres dazwischen.


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